Zu Jucker Farm
Apfelernte Juckerhof
von Valérie

Apfelernte in vollem Gange

Der Herbst ist da, es ist Kürbiszeit. Aber auch sonst ist einiges los auf unseren Höfen. Die Apfelernte hat begonnen und wir sind täglich fleissig dabei, die Äpfel von unseren Bäumen abzulesen, nach Sorten und Qualität getrennt in Paloxen zu verstauen, und in den Kühler zu versorgen.

Aktuell pflücken wir gerade die Sorten Pinova, Rubinette, Boskoop und Jonagold. Alles Herbst- oder Spätsorten.

FRÜH- UND SPÄTSORTEN

Nicht alle Sorten werden gleichzeitig gepflückt (siehe Artikel von Oktober 2015).

Die Frühsorten oder Sommeräpfel, die teilweise schon im August reif waren, sind bereits abgeerntet. Diese ersten Äpfel sind in der Regel nicht so lange haltbar. Herbst- oder Spätsorten eignen sich besser als Lageräpfel. Sorten, die heuer bereits gepflückt und im Lager sind, sind z.B. Gravensteiner, Gala und Spartan. Aber auch die Spätsorte Arlet ist schon unter Dach und Fach.

Als letztes kommen dann noch 2 bis 3 Lesen von Sorten, die jetzt gepflückt werden, plus die Spätsorten Braeburn und Golden Delicious. Die Ernte dauert noch bis Mitte/Ende Oktober.

WIE WEISS MAN, OB EIN APFEL REIF IST?

Unter anderem mittels Jodtest! Dafür werden die Äpfel quer aufgeschnitten und mit Jod besprüht. Jod färbt Stärke grau-schwarz, während Zucker von Jod nicht eingefärbt wird. Unreife Äpfel enthalten noch viel Stärke, bei reifen Äpfeln ist diese bereits in Zucker umgewandelt. Sind die Äpfel noch komplett schwarz, sind sie noch nicht genug reif zum ernten. Haben sie nur noch am Rand einige grau-schwarze Stellen, können sie geerntet werden.

Aber nicht nur der Jodtest ist ausschlaggebend. Das ist nur eine Stichprobe. Man kann ja nicht jeden Apfel aufschneiden, um nachzusehen. Dabei ist es wichtig, einige andere Kriterien zu kennen, wie z.B.:

  • Wie hell ist die Grundfarbe? Die Deckfarbe?
  • Wie sieht die Kelchgrube aus?
  • Wie gut löst sich der Stiel vom Ast?

Um optimal zu ernten, braucht es viel Erfahrung. Faustregel für die Erntehelfer sei jedoch immer: «Wenn dich der Apfel anlacht, ist er bereit», so Stefan Bächli, unser Obstbauchef.

WER ERNTET DIE BEI UNS?

Die Erntezeit fällt immer auch in die Zeit, in der ohnehin schon am meisten läuft im Betrieb. Unsere Mitarbeiter sind da auf Unterstützung angewiesen. Wer pflückt also die ganzen Äpfel? Ein Grossteil der Arbeit wird von unseren Senioren erledigt. Das sind zum einen Ueli Jucker, aber auch Sämi Artho, der eigentlich seit Mitte Jahr pensioniert ist und andere befreundete, pensionierte Bauern. Ohne die ginge gar nichts!

EIN GUTES JAHR?

Leider nein. Die Ernte ist zwar dieses Jahr früher gestartet, weil es insgesamt doch wärmer wär, doch der Frost im April (wir berichteten) hat uns brutale Ertragseinbussen beschert. Wie schlimm es tatsächlich ist, können wir erst am Ende der Saison sagen. Aktuell gehen wir bei den Äpfeln davon aus, dass wir nur ca. 50% einer normalen Ernte haben werden. Das hat Auswirkungen auch auf nächstes Jahr. Im Sommer 2018 wird es voraussichtlich keine Schweizer Äpfel mehr geben. «Gut möglich, dass wir dann Äpfel aus Europa beziehen müssen», sagt Stefan Bächli, «wir nehmen es vorzu».

MOSTOBST BESONDERS KNAPP

Auch die Beschaffung von Most- und Küchenäpfeln ist extrem anspruchsvoll. Es gibt nicht nur in der Schweiz, sondern in ganz Europa Engpässe.

Beim Mostobst brauchen wir gigantische Mengen, um unseren hofeigenen Süssmost herzustellen. An einem Sonntag in der Kürbissaison brauchen wir ca. 2500 Liter frischgepressten Süssmost. Dafür braucht es 4 Tonnen Äpfel.

Apfelernte Jodtest

Jodtest: Die beiden Äpfel links sind reif, der rechts noch nicht.

Mostobst Im Trichter

Mostobst kostet ca. 27 Rp. pro Kilo, Tafelobst bis zu 2.50 Fr.

Apfelringe Im Trockner

Für Apfelringli braucht es schöne Äpfel.

WARUM NEHMEN WIR NICHT EINFACH UNSERE TAFELÄPFEL?

Auch die wären sehr rasch aufgebraucht, denn zum Mosten braucht es sehr viele Äpfel. Zudem stellen wir immer mehr hofeigene Produkte mit unseren Äpfeln her, wie z.B. Apfelringli, Wähen, Kuchen usw.

Der Preisunterschied zwischen Most- und Tafelobst ist markant. 1 Kilogramm Mostobst kostet in normalen Jahren ungefähr 27 Rappen. Dieses Jahr ist das aber so knapp, dass der Kilopreis auf 35 Rappen angestiegen ist. Und weil alle Bauern betroffen sind, ist der Markt völlig ausgetrocknet.

Zum Vergleich: 1 Kilo 2.Klass-Äpfel kostet ca. 1.40 Fr., 1.Klass-Äpfel sogar 2.50 Fr. Würden wir also mit 2.Klass-Äpfeln Most herstellen, würde der statt 43 Rappen pro Liter, plötzlich 2.24 kosten, mit 1.Klass-Äpfeln 4.- pro Liter. In der Herstellung. Ohne Arbeit. Unsere Tafeläpfel zu vermosten ist also allerletzte Option.

LÖSUNGEN?

Also gilt es, kreativ zu werden. Momentan müssen wir Mostobst von Händlern aus der Ostschweiz zukaufen. Wir sind auch schon bei einem Geschäftspartner vorbeigefahren, um Mostobst abzulesen. Wir sind mit 5 Tonnen heimgekommen. Wie wir oben gesehen haben, reicht das grade so knapp für ein Wochenende.

Weil das Mostobst zurzeit teurer ist, sind wir gezwungen, den Literpreis bei unserem frischen Süssmost um 50 Rp. zu erhöhen. Sobald wir günstiger Äpfel kriegen, passen wir den Preis wieder an.

Zum Glück haben wir vorgesorgt, und letztes Jahr (es war ein gutes Apfeljahr) sehr viel Most pasteurisiert, den wir jetzt noch bis nächstes Jahr in Form von Bag-in-Box-Kartons verkaufen können.

Aber frischen Most kann man leider nicht vorproduzieren.

Valérie ist Vollblutautorin des FarmTickers und immer zur Stelle wenn's "brennt". Sie mag schöne Texte und offene Worte. (Zum Portrait).

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