Zu Jucker Farm
Heidelbeeren im Winter
von Valérie

Heidelbeeren – Fit durch Schnitt

Heidelbeeren schneiden ist eine typische Winterarbeit im Obstbau. Dann befinden sich die Apfelbäume und Heidelbeersträucher in Winterruhe. Der perfekte Zeitpunkt zum Schneiden. Denn sobald es wärmer ist, kehrt der Saft wieder in die Pflanze zurück und der Baum fängt an, auszutreiben.

WARUM SCHNEIDEN?

Zweck des Winterschnitts ist es, die Bäume oder Stauden zu pflegen und gleichzeitig ihren Ertrag zu optimieren. Aus den vielen Zweigen wählt man diejenigen aus, die Potenzial haben, mehr oder grössere Früchte zu tragen. Die schwächeren Triebe werden abgeschnitten, damit sie der Pflanze nicht unnötig die Kraft rauben. So hat die Pflanze mehr Kraft, um in die stärkeren Triebe zu investieren. So werden die Früchte grösser, der Ertrag besser. Diese Technik ist fast so alt wie die Landwirtschaft selber. Pro Jahr investieren wir auf dem Juckerhof und auf dem Bächlihof zusammen ca. 250 Arbeitsstunden für den Heidelbeeren-Schnitt für insgesamt 7000 Heidelbeer-Sträucher. Würden wir nicht schneiden, würde die Beerengrösse kontinuierlich abnehmen. Es gäbe dann zwar viele, aber nur noch «grünggelige» Heidelbeeren.

Der zweite Zweck des Schneidens ist es, eine bessere Durchlüftung zu erzielen, damit die Pflanze nach einem Regenguss besser abtrocknet und man so weniger Pflanzenschutz betreiben muss. Da unsere Heidelbeeren in Töpfen stehen, können sie nicht unbegrenzt wachsen. Gerade deshalb ist es wichtig, unsere Pflanzen gut zu «erziehen». Manche Sorten müssen etwas in die Höhe gezogen werden. Das erreicht man beispielsweise, indem man die unteren Triebe entfernt.

Anwar beim Schneiden

Anwar beim Schneiden der Heidelbeeren

Gartenschere Heidelbeeren schneiden

Gartenschere in Aktion

Dunkler Zweig kommt weg

Der dunkle Zweig ist kurz vor dem Austrocknen und wird entfernt

Radikale Lösung: alles weg

Manchmal bleibt nur noch die radikalste Lösung

Heidelbeeren nach Beschnitt

So sieht das nach dem Beschnitt aus

HEIDELBEEREN SCHNEIDEN, WIE GEHT DAS?

Anwar hat schon mehrere Tage bei den Heidelbeeren verbracht. Eigentlich arbeitet er im Produktionsteam auf dem Spargelhof in Rafz. Aber weil wir in Seegräben etwas Unterstützung brauchen, greift er uns für ein paar Tage unter die Arme. Der aus dem Irak stammende Kurde ist schon viele Jahre bei uns im Team und erklärt mir geduldig, wie das mit dem Heidelbeer-Schnitt geht.

Es ist eigentlich ziemlich einfach – wenn man das Auge dafür hat. Anwar nimmt die ganze Pflanze unter die Lupe. Manche Pflanzen haben einfach mehr Potential. Tendenziell gilt: Die roten, saftigen mit vielen Knospen sind die guten, die bräunlichen, kargen Triebe kommen weg. Alles was dürr ist, kommt sowieso weg. So kann es passieren, dass Anwar auch mal einen Trieb ganz unten abtrennt, um dem Rest der Pflanze noch eine Chance zu geben. Bei einigen Pflanzen kann er bis auf 2,3 Triebe alles stehen lassen, während er bei anderen praktisch alle wegschneidet. Es gibt keine fixe Faustregel, wie viele Triebe stehen gelassen werden.

Pro Tag schafft Anwar nicht ganz eine Reihe. Manche Sorten, wie z.B. Duke und Lyberti schneiden sich leichter. Die späte Sorte Aurora gibt eher viel Arbeit. Für unseren Betrieb ist es trotzdem wichtig, alle Sorten anzupflanzen, um die Heidelbeeren über eine möglichst lange Zeitspanne verfügbar zu machen. Aktuell haben wir Duke (Frühsorte), Lyberti, Darrow, Trapper, Blue Ray, Blue Crop und Aurora (Spätsorte) in unseren Anlagen.

MEHR ZUM THEMA HEIDELBEEREN

Valérie ist Vollblutautorin des FarmTickers und immer zur Stelle wenn's "brennt". Sie mag schöne Texte und offene Worte. (Zum Portrait).

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