Zu Jucker Farm
von Valérie

Gemüse aus Pionierlandwirtschaft

Gemüse soll aus einem gesunden Boden kommen. Das ist unser wichtigstes Prinzip in der Produktion – besonders, seit wir uns auf den Weg zur regenerativen Landwirtschaft begeben haben.

Wir sind fleissig dabei herauszufinden, welche nachhaltigen Methoden im Anbau klappen und welche nicht. Auf dem Juckerhof in Seegräben tun wir dies mit dem Wildkulturgarten sehr ursprünglich und auf kleinem Raum.

Allerdings können wir unsere Produktion nicht überall von heute auf morgen so radikal umkrempeln wie da. Mit vielen Flächen müssen wir bestehende Kunden beliefern und brauchen eine gewisse Produktionssicherheit, die wir mit experimentellen Kulturen so nicht erreichen können.

Es braucht auch noch was dazwischen: Flächen, auf denen wir innovative Anbaumethoden in grösserem Rahmen ausprobieren können. Ein Schritt zwischen dem Wildkulturgarten und dem grossflächigen Anbau in Rafz. Und hierfür haben wir uns Hilfe vom «HofLabor» geholt, das schon viel Erfahrung mit der Innovation nachhaltiger Anbaumethoden gesammelt hat. Sie unterstützen uns nicht nur mit ihrem Knowhow, sondern auch mit den richtigen Maschinen.

«Die Gemüsesetzlinge wurden sozusagen direkt ins Dessertbuffet gesetzt».

Erstes Pioniergemüse am Start

Losgelegt haben wir diesen Frühling – mit einer Handvoll unterschiedlicher Kulturen – von denen wir die ersten jetzt bereits ernten konnten. Und das Tollste daran: Sie sind wunderschön geworden und schmecken hervorragend: Krautstiel in 3 verschiedenen Farben und Kohlrabi in Rot und Weiss. Kohl, Stangensellerie, Fenchel und Randen stehen ebenfalls in den Startlöchern und werden das Sortiment im Hofladen bald ergänzen.

Doch was haben wir beim Anbau dieser Gemüse nun anders gemacht?

Eine Besonderheit: Die Gemüsesetzlinge wurden direkt in die Mulchschicht gesetzt.

Es passiert vieles gleichzeitig: Mulchschicht aufschneiden, Setzling platzieren und wieder zudecken...

Happy Mulch - happy Pflänzli 🙂

Das Ergebnis kann sich sehen lassen!

Grössere Flicken im Teppich

Ähnlich wie beim Wildkulturgarten haben wir das Feld in einen «Flickenteppich» unterteilt. Nur dass ein «Flicken» hier jeweils etwas grösser ist, damit man ihn noch maschinell bearbeiten kann. Eigentlich das Gegenteil einer Monokultur. Der Vorteil: Allfällige Krankheiten oder Schädlinge können sich nicht so gut ausbreiten, der Boden wird unterschiedlich beansprucht.

Direkt ins Nährstoffparadies gesetzt

Unsere Gemüsesetzlinge hatten es gut: Sie wurden direkt in die Mulchschicht gesetzt. Das hatte zum Vorteil, dass sie – in den meisten Fällen – schneller wuchsen als das Unkraut. Zum anderen wurden sie sozusagen mitten aufs Dessertbuffet gesetzt und konnten von reichlich Nährstoffen profitieren. Ein grosses Plus war auch, dass die Mulchschicht die Feuchtigkeit im Boden etwas konservieren konnte. Das war insbesondere in diesem Jahr wichtig, wo es doch unheimlich trocken war.

Dass man die Setzlinge direkt in eine Mulchschicht setzt, ist neu. Zumindest dass man das nicht mühsam per Hand machen muss. Für die maschinelle Ausbringung muss die gepflanzte Gründüngung zuerst zu einer Mulchschicht gehäckselt werden. Eine perfekte Mulchschicht hinzukriegen ist gar nicht so einfach, denn sie darf nicht zu dick, aber auch nicht zu dünn sein. Mit einer speziellen Setzmaschine wird die Mulchschicht geschnitten, unter dem Mulch ein Setzlingsschlitz gemacht und der Setzling eingesetzt. Dann wird der Schlitz gleich wieder zugemacht und der Mulch wieder angedrückt. Dies geschieht alles in einem einzigen Arbeitsgang. Entsprechend tricky ist die Maschine in ihrer Bedienung.

«Das Gemüse wurde gesund und gross und sieht super aus»

Röbi Portmann, Anbauchef Pioniergemüse

Aber es hat wunderbar geklappt, wie man am Resultat erkennen kann: «Das Gemüse wurde gesund und gross und sieht super aus», freut sich Robert Portmann, der für den Anbau bei uns verantwortlich war, «Und der beste Bonus: Der Anbau ist pestizid- und kunstdüngerfrei!». Röbi Portmann ist stolz auf die erste kleine Ernte: «Wir haben im ersten Jahr schon viel dazugelernt. Viele kleine Fehler gibt es noch zu verbessern und den Anbau so zu managen, dass wir langfristig erfolgreiche Erträge und regenerierte Böden erreichen».

Wellnesskur für den Boden

Pestizid- und kunstdüngerfrei soll es auch bleiben. Und das ist erst der Anfang. Als nächstes will man ausprobieren, wie sich der Anbau in Mischkulturen bewährt. Dann wächst vielleicht Getreide zwischen den Randen. An manchen Stellen ist das schon geschehen – wenn auch etwas unbeabsichtigt. Wir sind gespannt, wie sich das alles weiterentwickelt.

«Gesunder Boden gibt gesunde Lebensmittel und gesunde Lebensmittel ergibt wiederum gesunde Menschen»

Martin Jucker Pionier-Pionier

Zudem wachsen versuchsweise Lupinen, Süssmais und Ackerbohnen auf den Flächen. Damit der Boden immer schön bedeckt ist muss immer etwas wachsen, dann bleiben die Nährstoffe da wo sie hingehören und der Boden bleibt schön locker. Auch so ein Prinzip der regenerativen Landwirtschaft.

Denn wenn es dem Boden gut geht, geht es allen gut. Oder wie Martin Jucker immer gerne sagt: «Gesunder Boden gibt gesunde Lebensmittel und gesunde Lebensmittel ergibt wiederum gesunde Menschen».

Wer also neugierig ist, wie nachhaltige Pionier-Landwirtschaft schmeckt, steuert demnächst mal einen unserer Hofläden an und hält Ausschau nach dem feinen Gemüse. Die Mengen sind noch nicht gross, aber «es hät, wases hät und es isch sehr fein 😉».

Valérie ist Vollblutautorin des FarmTickers und immer zur Stelle wenn's "brennt". Sie mag schöne Texte und offene Worte. (Zum Portrait).

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