
Unternehmerinnenportrait #5: Regula Bührer Fecker
Regula Bührer Fecker ist Mitgründerin und Strategin bei der bekannten Zürcher Werbeagentur Rod Kommunikation, die sie mit ihren Partnern Pablo Koerfer und David Schärer führt. Bekannt ist sie zudem als Autorin des Buchs #Frauenarbeit, das junge Frauen ermutigt, beruflich Gas zu geben. Wir freuen uns besonders, Regula als Mentorin der HofAkademie gewonnen zu haben. Ich habe sie in ihrem schönen Büro in Zürich Enge getroffen.
Regula, wer bist du und was macht dein Unternehmen?
Ich heisse Regula Bührer-Fecker und bin eine der Partnerinnen von rod Kommunikation. Ich habe diese Werbeagentur vor 12 Jahren mit zwei anderen Partnern gegründet. Mein Verantwortungsbereich ist die Strategieentwicklung für Kunden. Dabei erforsche ich Menschen und Marken und löse situative oder langfristige Problemstellungen.
Was habt ihr für Kunden?
Querbeet! Wir haben Kunden aus fast allen Wirtschafts- und Geschäftsbereichen. Wir arbeiten für Banken, für KMUs, für Getränkemarken, Unternehmen aus dem Industriesektor, Medienhäuser, Bundesämter… Wir begleiten viele Kunden jahrelang, haben aber auch solche, die wir bei spezifischen Aufgaben unterstützen – bei denen machen wir z.B. eine Zielgruppenstudie, eine PR-Kampagne oder erstellen Content für die sozialen Medien. Viele kennen unsere grossen, integrierten Kampagnen wie «Slow down. Take it easy.», die Kampagne für angepasstes Fahren oder die HIV Präventionskampagne «Love Life» für das Bundesamt für Gesundheit. Wenige wissen, dass wir z.B. auch hinter der Kommunikation für das innovative Wetziker Kinder Kleiderlabel namuk stehen.
Was hat dich bewegt, ein Unternehmen zu gründen?
Wir haben Rod zu dritt gegründet. Wir drei Gründer haben alle zusammen bei einer Werbeagentur gearbeitet und dort eine Art eigene moderne Zelle innerhalb der Agentur gebildet. Jemand kam aus dem Bereich Digital, jemand aus der PR und ich aus der Strategie. Wir sind das Thema Kommunikation von Beginn weg anders, integrierter angegangen. Unser Anspruch ist bis heute, dass die Kampagnen im Herzen der Zielgruppe landen und intensiv über sie gesprochen wird. Dafür müssen Kampagnen einen ganz einfachen, eindeutigen Kern haben, ungewöhnlich umgesetzt, in den richtigen Kanälen platziert sein und ein paar geheime Elemente enthalten, damit sie die Medien darüber berichten. Diese Herangehensweise war unklassisch und anders – heute nicht mehr, aber damals war sie das. Das mochten die Kunden. Darum haben wir uns zu dritt selbständig gemacht. Und Rod gegründet. Ikea, 20 Minuten und Sanitas waren unsere ersten Kunden, ihnen bin ich bis heute dankbar.
Was macht für dich einen guten Unternehmer oder eine Unternehmerin aus?
Grundsätzlich sind das Machertypen, die in der Welt etwas bewegen wollen. Die einen Fussabdruck hinterlassen möchten. Ein Unternehmer oder eine Unternehmerin ist jemand, der mit seiner Person für eine Sache oder in diesem Fall für ein Unternehmen einsteht und persönlich verantwortlich ist. Jemand der das Gefühl hat, er oder sie können etwas gestalten und mit dem Team zusammen etwas verwirklichen. Und auch jemand der weiss, wann es Sinn macht, die Extrameile zu gehen, eine riskante Entscheidung zu treffen oder sich mit anderen zusammenzutun und Partnerschaften zu bilden.
Muss eine Unternehmerin etwas Spezielles beachten? Gibt es einen Unterschied zwischen Mann und Frau?
Jeder Mensch ist unterschiedlich, unabhängig vom Geschlecht. So oder so muss man als Unternehmerpersönlichkeit seine Persönlichkeit rüberbringen. Ich sehe das Frausein im Geschäftsleben aktuell als grossen Vorteil. Man ist meistens die Einzige, was einen per se anders macht. Und Andersartigkeit finde ich grundsätzlich etwas Gutes, denn man sticht aus der Masse hervor.
Was waren deine High- und Lowlights als Unternehmerin?
Manchmal kann ich gar nicht so recht glauben, welche tollen Aufträge wir aus eigner Kraft gewonnen haben. Was uns alles zugetraut wurde. Wir waren z.B. als Agentur sehr jung, als wir Leadagentur bei SBB wurden. Wenn du das jemandem erzählst, den du vielleicht von früher kennst oder der nicht in diesem Werbekuchen ist, dann merkt man an deren Reaktion an, wie bemerkenswert das ist. Wenn einem bewusst wird, was man alles erreicht hat, dass das was man sich in den Träumen vorgestellt hat, Realität geworden ist, das ist ein absolutes High.
Ein Low per se hatte ich nie. Ich glaube, man erreicht immer mal wieder Stolpersteine und Hindernisse, hat Fragezeichen, Probleme, die einem den Schlaf rauben, Mitarbeitende, Kundenthemen die einem beschäftigen usw. Das gehört einfach dazu, die Frage ist, wie gehst du damit um. Die Stolpersteine sollten dich nicht kaputt machen, sondern du solltest immer das Gefühl haben, dass du eine Lösung findest. Man kann auch Energie schöpfen aus solchen Situationen.
Was leben du und deine Partner für eine Kultur vor im Unternehmen? Welche Werte lebt ihr?
Wir haben definierte Leitsätze und Werte. Diese Werte haben wir Gründer festgelegt und wir überprüfen sie immer wieder kritisch. Wir fragen uns immer wieder, ob wir den Werten wirklich gerecht werden und wo es einfach nur ein Satz ist auf einem Stück Papier. Wenn man sich diese Werte schon auf die Fahne schreibt, wenn man von gelebter Unternehmenskultur spricht, dann muss man sie auch kritisch hinterfragen und sich fragen, ob sie immer noch ein Wettbewerbsvorteil sind oder nicht. Wenn nein, müssen wir schauen, ob wir etwas anpassen müssen, damit es auf die aktuelle Situation wieder passt.
Wir haben vier, fünf solche Sätze, aber «Wir graben tiefer» ist wirklich unser Hauptwert. Das heisst konkret; wenn ein Kunde zu uns kommt mit einem Kommunikationsproblem, setzen wir nicht einfach die schnellstmögliche Standardlösung um, sondern wir versuchen den Kunden und sein Problem besser zu verstehen, hinterfragen Thesen und suchen gemeinsam mögliche Lösungswege. Der alte Werbegroove war eher: «Machen wir mal eine Anzeige, möglichst siebenseitig, dann klappts dann schon mit dem Image.» Der Wert «Wir graben tiefer» ist wirklich tief in uns drin und unser Team lebt das in jedem Bereich extrem. In der Konsequenz bedeutet das mehr Aufwand. Man muss mehr Zeit und Hirnschmalz investieren, um auf gute Lösungen zu kommen.
Wie stellt ihr sicher, dass eure Mitarbeitenden diese Werte auch leben?
Wir suchen schon bei der Rekrutierung nach diesem Element, nach diesem Kern. Wir stellen z.B. niemanden an, der immer mit der erstbesten Lösung schon zufrieden ist, das passt dann einfach nicht zu uns. So viel Zeit hat man gar nicht, diese Werte jemandem beizubringen. Diese Wir-graben-tiefer-Mentalität müssen die Leute schon in sich tragen, wenn sie hier ankommen. Das muss in der Person verankert sein, oft ist es eine Prägung, die man schon von zu Hause mitbekommen hat.
Ausserdem ist wichtig, dass alle im Team die Werte kennen und diese auch bei dir als Unternehmer oder Unternehmerin sehen. Dass auch ich mal länger im Büro bleibe oder dass ich im Gespräch mit Kunden die unangenehmen Fragen stelle und nicht davor zurückschrecke. Dann hat niemand das Gefühl, diese Werte sind Sätze, welche «die da oben» mal in einem Workshop aufgeschrieben haben, es aber nicht vorleben.
Wie bist du zur Hofakademie gestossen? Was hat dich bewegt Mentorin zu werden?
Ich würde mal sagen, dass Martin Jucker ein einzigartiges Talent hat, Leute einzuspannen und für seine Sache zu gewinnen (lacht). Ich finde Jucker Farm an sich ein tolles Konzept! Nach der Geburt meiner Kinder habe ich oft auf dem Juckerhof in Seegräben gearbeitet, habe mich mit dem Laptop unter die Kirschbäume gesetzt. Ausser es hatte viele Wespen, dann nicht. Es war eine Kombination aus Arbeit und «Quality time». Dort habe ich einen sehr guten Bezug zum Juckerhof aufgebaut. Ich finde den Ort wunderschön und was daraus hervorgeht überzeugt mich. Jucker Farm ist sowohl traditionell und schweizerisch als auch innovativ und kreativ. Das mag ich einfach. Und auch diese HofAkademie ist ein super Konzept, wo man mit Bodenhaftung zu neuen Gedanken und Ideen kommen kann. Das ist schweizweit einzigartig. Deshalb bin ich mit dabei.
Was machst du neben der Arbeit?
Meine Freizeit verbringe ich meistens mit meiner Familie. Und ich liebe die Stadt – Land Kombination. Am Morgen mitten in Zürich einen Kaffee trinken, am Abend auf dem Land in einer Wiese liegen. Faulenzen kann ich nicht gut. Am Wochenende schalte ich ab, in dem ich etwas mit meinen Händen mache; Kochen, Schnippeln, Backen, Basteln, Gärtnern. Ich glaube, ich bin einfach eine geborene Macherin, das steckt tief in mir drin. Stillstand muss ich noch lernen.
Hier gibt's die weiteren Portraits:
- Nr. 1: Stefan Müller von der Müller Holzbau AG
- Nr. 2: Erwin Meier vom Meier Garten-Center
- Nr. 3: Patrick Burkhalter von Ergon Informatik
- Nr. 4: Sandro Walder von walder.werber
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