
Mit Fruchtkalk und Mulchfolie zum regenerativen Kürbis
Herbst ohne Butternuss, Oranger Knirps, Halloweenkürbis und Co. ist in der Schweiz kaum vorstellbar. Der Kürbis ist im Trend – sei es als Deko-Objekt, im neuen Gourmet-Gericht oder klassisch zur Kürbissuppe verarbeitet.
Allerdings gehört das farbenfrohe Herbstgemüse bei Schweizer Landwirt*innen noch nicht zu den wichtigsten Spezialkulturen. Karotten, Zwiebeln, Broccoli, Eisbergsalat und Blumenkohl belegen laut Agrarbericht 2024 die Top 5 im Freilandanbau von Gemüse.
Anders bei Jucker Farm. Mit dem Kürbis hat alles angefangen und er ist auch heute noch unser Markenzeichen. Als wir uns vor gut 5 Jahren dazu entschieden, unseren Betrieb auf regenerative Landwirtschaft umzustellen, war daher klar: Auch der Kürbis muss regenerativ werden.
Kürbis aus gesundem Boden
Der Fokus bei der regenerativen Landwirtschaft liegt weniger auf dem Kürbis und dessen Wohlergehen als auf einem gesunden nährstoffreichen Boden. «Geht es dem Boden gut, spielt es keine grosse Rolle, was für eine Pflanze respektive Kultur darauf wächst. Ihr geht es automatisch auch gut», erklärt Sven Studer, Experte für regenerative Landwirtschaft bei Jucker Farm.
Trotzdem gibt es Kulturen wie etwa Getreide, die sich sehr einfach regenerativ anbauen lassen. Das, weil es grundsätzlich weniger Schädlinge gibt, die gerne an Weizen, Roggen und Co. knabbern. «Wir sind beim Kürbis auf sehr gutem Weg, dass es auch einfach wird», sagt Sven. Durch stetiges Ausprobieren haben wir Methoden gefunden, die für uns funktionieren. Denn für den regenerativen Anbau gibt es weder Regelbuch noch Massnahmenkatalog.
Mittel gegen Kürbis-Feinde
Unser hauseigenes regeneratives Rezept für einen gesunden Boden und gegen Kürbis-Feinde (Schädlinge, Pilzkrankheiten und Unkraut) ist eine Kombination aus Fruchtkalk, Mulchfolie, Streigel und Hackgerät.
Mit dem Fruchtkalk – der rein biologisch ist und aus Calciumhydroxid besteht – werden Pilzkrankheiten in Schach gehalten. Auch der häufig auftretende Kürbisschädling, die Blattlaus, verträgt Fruchtkalk nicht. Er hat aber einen grossen Nachteil gegenüber synthetischen Pflanzenschutzmitteln. Fruchtkalk wirkt nicht nach, sondern hilft nur direkt, wenn er aufgetragen wird. Landwirt*innen, die damit arbeiten, müssen ihre Kulturen darum viel häufiger behandeln.
Unkraut zwischen den Kürbissen war auf unseren Feldern lange ein leidiges Thema. Von Hand jäten oder Herbizid spritzen, schienen die einzigen Möglichkeiten. Beides nicht ideal. Nun haben wir dank unserem Kürbisexperten und stellvertretenden Hofleiter auf dem Spargelhof, Piotr Koziel, bessere Alternativen gefunden.
Regenerativ vom Anfang bis zum Schluss
So wachsen die Kürbisse auf einigen Feldern auf Bahnen aus Mulchfolie. Diese schwarze aus Mais- oder Weizenstärke bestehende Folie lässt dem Unkraut keinen Platz zum Wachsen. Zwischen den Folienbahnen wird zusätzlich eine Mischung aus Klee und Golfrasen gesät – eine sogenannte «Untersaat». Sie erfüllt gleich zwei Aufgaben: Die Untersaat verdrängt Unkraut und versorgt den Boden zusätzlich mit Nährstoffen. Denn je mehr unterschiedliche Pflanzen auf einer Fläche wachsen, desto besser geht es dem Boden und dessen Mikrobiom.
Nach der Kürbisernte können wir die Untersaat stehen lassen. So ist der Boden auch im Winter und Frühling bedeckt. Vergangenes Jahr konnten wir das Feld sogar noch von den Kühen vom Nachbarhof beweiden lassen. Laut Sven ein optimales Szenario. «Das ist regenerative Landwirtschaft durchgedacht, vom Anfang bis zum Schluss.»
Die Methode hat jedoch einen Haken. Wer mit Mulchfolie arbeitet, muss die Kürbisse künstlich bewässern. Und das geht nicht auf allen Feldern. Mittlerweile gibt es aber sehr gute Hackgeräte, die das Unkraut aushacken, den Boden schonen und die Kürbisse nicht beschädigen. Sogar KI-gestützte Geräte sind bereits auf dem Markt, wenn sie auch noch nicht so leistungsfähig sind.
Mehr Nährstoffe im Boden = Mehr Nährstoffe im Gemüse?
Lebensmittel, die aus nährstoffreichen regenerativ bewirtschafteten Böden kommen, enthalten selbst auch mehr Nährstoffe. Klingt logisch, aber ist das wirklich so? Eine 2022 von der Universität Washington veröffentlichte Studie, sagt Ja. Die Forschenden verglichen dazu Früchte und Gemüse von benachbarten Feldern aus regenerativem und konventionellem Anbau.
In Früchten und Gemüse der regenerativen Felder fanden die Forschenden mehr Vitamin K, E, B1 und B2. Sie konnten ausserdem mehr Kalzium, Phosphor und Kupfer nachweisen als im Ertrag der anderen Felder. Allerdings nahmen die Forschenden relativ kleine Stichproben und schreiben selbst, dass noch weitere Vergleiche nötig sind, um eindeutige Erkenntnisse zu bekommen.
Jucker Farm und Soil to Soul
Bei Jucker Farm betreiben wir Landwirtschaft, die dem Boden und damit auch den Menschen gut tut. Immer wieder experimentieren wir darum mit neuen Anbauweisen. Unser so angesammeltes Wissen teilen wir gerne. Deshalb freuen wir uns sehr über die Content-Partnerschaft mit Soil to Soul. Gemeinsam setzen wir uns für eine Landwirtschaft ein, die nicht nur den Boden respektiert, sondern auch die Menschen, die von ihm leben.
Als Wissensplattform stellt Soil to Soul wertvolle Informationen für Konsument*innen, Produzent*innen und die Gastronomie rund um Bodengesundheit und Ernährung zur Verfügung, organisiert Events, vernetzt relevante Akteure und motiviert zum nachhaltigen Handeln.
Jucker Farm und Soil to Soul verbindet die gemeinsame Vision: Ernährung beginnt im Boden – und gesunde Böden sind die Grundlage für gesunde Menschen.
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