
Wiesen Parkplätze sind eine schlechte Idee
Bei Veranstaltungen auf dem Land wird oft auf einer Wiese parkiert. Das ist häufig auch die einzige Möglichkeit, Autos überhaupt irgendwo abzustellen. Trotzdem ist es oft keine gute Idee. Warum möchte ich heute einmal etwas genauer beleuchten. Denn auf dem Juckerhof in Seegräben erhalten wir im Herbst fast täglich Reklamationen wegen mangelnder Parkplätzen.
Wieso könnt ihr nicht einfach eine Wiese zur Verfügung stellen wie es andere Bauern auch können?
Berechtigter Einwand und grundsätzlich ein konstruktiver Hinweis. Warum wollen und können wir nicht?
Gesetzliche Grundlage
An erster Stelle steht das Gesetz. Es ist nicht erlaubt, Parkplätze in der Landwirtschaftszone zu betreiben. Wenn das mit einer Ausnahme geht, dann nur im öffentlichen Interesse und baulich entsprechend umgesetzt. Das heisst, ein befestigter Platz mit Entwässerungskonzept. Erstens will das die Raumplanung so und zweitens können Autos eben auch die Umwelt verschmutzen. Sie können Öl oder Treibstoff verlieren, via Regenwasser gelant Schmutz aus der Strassenwelt in die Böden und vergiftet unsere Lebensmittel.
Aber das ist nicht die einzige Art, wie Autos dem Boden und damit unseren Lebensmitteln schaden können.
Autos verdichten den Boden
Wenn Autos auf einer Wiese parkieren, dann fahren sie über die wertvolle Humusschicht. Diese ist Grundlage für die Nahrungsmittelproduktion und ist entsprechend empfindlich. Fahren viele Autos an der gleichen Stelle über den Boden, wird dieser verdichtet.
Ein verdichteter Boden ist schlecht durchlüftet. Ohne Luft keine Atmung, ohne Atmung sterben und faulen die im Boden lebenden Mikroorganismen. Fäulnis ist der Ertragskiller Nummer 1 und Grundlage für viele Probleme im Ackerbau. Bodenverdichtungen rückgängig zu machen ist möglich, aber es dauert Jahre und ist entsprechend aufwändig. Jucker Farm kann davon ein Lied singen – wir setzen auf regenerative Landwirtschaft, bei der ein gesunder Boden im Fokus steht.
Ertragseinbussen wegen Parkplätzen
Es ist also Fakt, dass Bäuer*innen, die ihre Wiesen als Parkplätze zur Verfügung stellt, während Jahren Ertragseinbussen haben. Wie viel hängt stark vom Wetter während der Parkdauer und der Zeit danach ab. In einer trockenen Hitzewelle verträgt der Boden sehr viel, da sind die Schäden marginal. Bei Nässe sind die Schäden hingegen katastrophal. Tatsache ist, dass parkieren auf Kulturland Spuren hinterlässt und das Land nachhaltig gestört, bei regelmässiger Nutzung gar zerstört wird. Man stelle sich vor, was mit einem Feld passiert, das während 5 Wochen im Herbst als Parkplatz von tausenden Autos befahren wird...
Mitdenkende Leser*innen werden jetzt einwenden, dass die grossen Traktoren in der Landwirtschaft ja viel schwerer sind. Damit haben sie natürlich recht. Nur haben Traktoren spezielle Bereifungen, die dafür sorgen, dass der Bodendruck optimal verteilt wird. Zudem fahren die Traktoren nur bei trockener Witterung auf den Feldern. Die breiten Maschinen hinten am Traktor sorgen dafür, dass nur ein kleiner Teil der Fläche effektiv befahren wird.
Alternativlos?
Warum wird trotzdem häufig auf Kulturland parkiert? Weil es oft keine Alternative gibt und das Gesetz Interpretationsspielraum bietet. Die Behörden tolerieren eine Ausnahme für ein Wochenende oder einen Tag. Wie so vieles im Leben ist auch diese Situation nicht schwarz weiss, sondern eine Güterabwägung zwischen verschiedenen öffentlichen Interessen. Was definitiv nicht geht, ist über einen längeren Zeitraum fixe Parkplätze auf Kulturland einzurichten.
Ja, früher hatten wir das auch noch in Seegräben. Früher war die Rechtslage noch flexibler, früher war die Erkenntnis über die katastrophalen Folgen der Bodenverdichtung noch nicht da, früher waren die Autos noch leichter... Wir bieten seit 15 Jahren keine Parkplätze mehr auf Kulturland an. Weil wir nicht dürfen und wollen. Ja, auch bei uns gibt es eine Ausnahme; die Wiese beim Bahnhof Aathal war bis vor zwei Jahren Parkplatz. Diese liegt in der Industriezone und soll seit 10 Jahren überbaut werden. Das Projekt wird laufend von einem ins nächste Jahr verschoben. Deshalb war der Kompromiss bei dieser Wiese vertretbar.
Statt Felder als Parkplätze umzunutzen, den Boden zu zerstören und noch mehr Verkehr nach Seegräben zu bringen, bieten wir eine viel bessere Alternative! Während der Kürbisausstellungszeit organisieren und finanzieren wir einen Bus, der unsere Gäste von Uster nach Seegräben fährt. Win-Win-Win für die Umwelt, das Verkehrsaufkommen in Seegräben und die Felder.
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