Zu Jucker Farm
von Valérie

Die 5 regenerativen Prinzipien – Teil 1

Vor etwas ziemlich genau 3 Jahren haben wir hier auf FarmTicker das erste Mal über «regenerative Landwirtschaft» geschrieben. Etwa ein halbes Jahr später haben wir verkündet, dass wir diesen Weg längerfristig beschreiten wollen.

Seither haben wir immer wieder erzählt, was wir so machen – wild durcheinander. Doch eigentlich liegen der regenerativen Landwirtschaft fünf Prinzipien zu Grunde, an denen man sich als Bauer orientieren kann.

Sie alle haben eines zum Ziel: Dafür zu sorgen, dass es dem Boden gut geht. Denn wenn es dem Boden gut geht, geht es auch den Pflanzen gut, die darauf wachsen und dann wiederum den Menschen, die sich von diesen Pflanzen ernähren.

«Gesunder Boden – gesunde Pflanzen – gesunde Menschen.»

Martin Jucker

Klingt romantisch? Ist es auch. Aber es steckt auch viel Arbeit dahinter.

Prinzip Nr. 1: Möglichst grosse Biodiversität

Biodiversität heisst: «Verschiedenes Leben». Das bezieht sich auf die Tier- wie auch auf die Pflanzenwelt. Das Ziel ist also, eine möglichst grosse Vielfalt an Insekten, Kleinlebewesen, aber auch Pflanzen mit unterschiedlichen Eigenschaften in seinem Anbaubereich anzusiedeln.

Warum ist das sinnvoll? Das Mindset hinter der regenerativen Landwirtschaft ist ein ganzheitliches. Es geht darum, das gesamte Ökosystem Landwirtschaft in seiner Funktionsweise zu begreifen. Ein komplettes Ökosystem befindet sich naturgemäss in der Balance. Mit der Landwirtschaft – und durch andere menschliche Eingriffe - stören wir das System. Ziel muss es sein, das System möglichst zu erhalten.

Unterschiedliche Pflanzen ziehen unterschiedliche Nährstoffe aus dem Boden und geben dem Boden wiederum unterschiedliche Nährstoffe zurück. Jede wirkt sich anders auf den Boden aus, jede kommt mit anderen Bedingungen gut klar – manche mit viel Sonne und Hitze, andere mit einem rauen Klima im Winter, wieder andere mit viel Niederschlag.

Je diverser die Bepflanzung, desto resilienter ist ein Produktionssystem.
Je diverser die Bepflanzung, desto resilienter ist ein Produktionssystem.

Sie ziehen unterschiedliche Nützlinge oder Schädlinge an und nicht alle sind gleich anfällig für die gleichen Pflanzenkrankheiten. Der Vorteil einer guten Durchmischung (im Gegensatz zur Monokultur) ist zum Beispiel: Wenn eine Pflanze anfällig ist für eine bestimmte Pflanzenkrankheit, die Nachbarspflanze aber nicht, kann sich die Pflanzenkrankheit nicht gut ausbreiten und bleibt beschränkt auf einen Teil der Anlage. Der Ausfall ist gering, es sind keine (oder weniger) Pflanzenschutzmassnahmen notwendig.

Unterschiedliche Bodenlebewesen und Nützlinge übernehmen unterschiedliche Aufgaben in einem Ökosystem.

Generell gilt: Ein ausgewogenes System ist widerstandsfähiger gegenüber umweltbedingtem Stress. Gerade im Hinblick auf den Klimawandel ist das ein sehr wichtiges Thema, denn extreme Wetterlagen werden künftig zunehmen. Umso wichtiger wird es, dass wir Landwirtschaft robust ausrichten. Das ökologische Kapital wird – neben dem finanziellen – immer wichtiger.

Prinzip Nr. 2: Möglichst geringe Störung des Bodens

Das zweite «Gebot» der regenerativen Landwirtschaft lautet: «Du sollst nicht pflügen». Das im Boden enthaltene Ökosystem – mit allen Wurzeln und Bodenlebewesen – soll möglichst erhalten bleiben.

Warum? Im Boden bildet ein wertvolles und sensibles Geflecht aus unterschiedlichen Wurzeln, Pilzen, zusammen mit Mikroorganismen eine ganz eigene Welt, die – ungestört – wunderbar funktionieren würde. Durch eine intensive Bodenbearbeitung wird dieses Ökosystem zerstört. Das entstandene Krümelgefüge mit seinen Hohlräumen geht kaputt, der Boden verdichtet sich und Wasser kann schlechter versickern. Die schwammähnliche Struktur geht bei intensiver Bodenbearbeitung mit schweren Maschinen verloren. Dabei wäre diese sehr wichtig, um Wasser und Nährstoffe längerfristig gut speichern zu können. Der Abbau von organischem Material wird beschleunigt und der Boden ist schlechter durchlüftet.

Eine Methode der geringen Bodenbearbeitung ist die Direkt- oder Mulchsaat, ohne das Feld vorher zu pflügen.
Eine Methode der geringen Bodenbearbeitung ist die Direkt- oder Mulchsaat, ohne das Feld vorher zu pflügen.

Auch eine wichtige Rolle im Boden spielen die so genannten Mykorrhiza-Pilze, die mit dem Feinwurzelsystem der Pflanzen verbunden sind. Sie sind das Bindeglied zwischen den Nährstoffen im Boden und der Pflanze. So zusagen die Nährstoff-Autobahnen.

Durch eine intensive Bodenbewirtschaftung wird dieses Geflecht gestört und somit auch die Austauschfähigkeit der Pflanzen mit dem Boden.

Durch das Pflügen geht zudem wertvoller Hummus verloren. Je weniger der Boden bewegt wird um so grösser ist das Potential um Humus aufzubauen.

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Soviel zu Teil 1. In Teil zwei gehen wir genauer auf Nr. 3 und 4 ein: Die dauerhafte Durchwurzelung und die dauerhafte Bodenbedeckung.

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Die fünf Prinzipien der regenerativen Landwirtschaft

Valérie ist Vollblutautorin des FarmTickers und immer zur Stelle wenn's "brennt". Sie mag schöne Texte und offene Worte. (Zum Portrait).

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