Zu Jucker Farm
Halloweenkürbisse Ernte
von Valérie

Wenig Halloweenkürbisse

Der Kürbiswahnsinn nähert sich seinem Höhepunkt: In wenigen Tagen ist Halloween. Entsprechend gross ist die Nachfrage nach Halloweenkürbissen, die man gerne aushöhlt, zu einer gruseligen Maske schnitzt und zu Hause aufstellt. Doch: Sie werden knapp.

«Es ist abartig, was zurzeit bei uns auf dem Spargelhof täglich an Paloxen mit Halloweenkürbissen weggeht», sagt Benjamin Blatter, der bei Jucker Farm für die Logistik zuständig ist, «das sind zurzeit 2-4 LKWs pro Tag die alleine zu Coop gehen. Zudem alle unsere eigenen Fahrzeuge, die unsere Hofläden beliefern. Und das täglich – auch am Wochenende».

«Die Nachfrage für den Handel ist gegenüber dem Ertrag auf unseren Feldern viel zu hoch, so dass wir hierfür bereits aus dem benachbarten Ausland zukaufen mussten», sagt Benjamin Keil, Chef des Spargelhofs.

Schwieriger Sommer für Halloweenkürbisse

Der heisse Sommer hatte zur Folge, dass die Früchte verhältnismässig klein blieben. «Kleine Halloweenkürbisse im Bereich von 2-2,5 Kilogramm haben wir genug. Doch der Durchschnittskonsumierende sucht eher nach Kürbissen von 4 Kilogramm oder mehr», erklärt Walter Pfister vom Spargelhof. Es gibt also schon Halloweenkürbisse, diese seien aber zu klein.

Die zweite Herausforderung ist, dass der relativ nasse September dazu geführt hat, dass die Kürbisse rasch faulten und sich Krankheiten wie Mehltau gut verbreiten konnten. Verschärft wurde dieses Problem auf unserer Seite dadurch, dass wir auf den Einsatz von Fungiziden verzichtet haben. Viele Kürbisse verfaulen, bevor wir sie überhaupt ernten können. Und die Geernteten haben eine sehr begrenzte Haltbarkeit. Wir müssen täglich aussortieren.

«Die Haltbarkeit ist bei Halloweenkürbissen generell ein schwieriges Thema», sagt Walter Pfister. Ihre weiche Schale – die sie zum Schnitzen geeignet macht – ist gleichzeitig anfälliger für Beschädigungen, die Tür und Tor für Fäulnis öffnen.

Langfristig nachhaltig?

Generell müsse man sich die Frage stellen, ob ein nachhaltiger Anbau von Halloweenkürbissen überhaupt möglich sei, meint Walter Pfister. Denn wenn man – wie jetzt – keine Pestizide einsetzen kann oder will – bleiben zwangsläufig mehr Kürbisse liegen und schaffen es nicht mal in den Verkauf. Bei den Halloweenkürbissen sei das dieses Jahr fast jeder zweite Kürbis. Trotzdem glaubt Pfister nicht, dass wir den Anbau mit nachhaltiger Ausrichtung so rasch aufgeben werden. «Ausser uns baut fast niemand in der Schweiz ähnlich grosse Mengen Halloweenkürbisse an und der wird im Moment von Grossverteilern extrem gepusht. Halloween ist ein Riesenthema».

Was ist also das Fazit? Gar keine Halloweenkürbisse mehr schnitzen analog dem Prinzip «Hört auf, Gala zu essen»?

Nein. Für dieses Jahr gilt: Vielleicht gibt's dieses Jahr eher einen kleinen Jack o'Lantern. Für Kids sind die ohnehin geeigneter, da es nicht so viel auszuhöhlen gibt. Und: Nehmt die Halloweenkürbisse wirklich nur zum Schnitzen. Zum Kochen sind andere Kürbisse wie zum Beispiel der Butternuss oder der Orange Knirps sowieso viel feiner.

Valérie ist Vollblutautorin des FarmTickers und immer zur Stelle wenn's "brennt". Sie mag schöne Texte und offene Worte. (Zum Portrait).

Beiträge von Valérie
2 Kommentare zu “Wenig Halloweenkürbisse”
    Gerald

    Hallo,
    ich bin Hobbygärtner zur Selbstversorgung und lese hier bei euch immer wieder gerne mit, nachdem ich eure Seite zufällig ‚ergoogelt‘ habe.

    Ich möchte niemandem das Geschäft vermiesen - schon gar nicht jemandem, der sich so um reduzierten Pestizideinsatz bemüht - aber gerade das Thema Halloweenkürbisse kann ich partout nicht verstehen. Die Sinnhaftigkeit erschließt sich mir einfach nicht, wenn Nahrungsmittel als Deko-Spielzeug gekauft werden. Offensichtlich sind die Zeiten - trotz der vielbeschworenen Multikrisen - noch viel zu gut!

    Dennoch herzliche Grüße aus Ostösterreich!

    Antworten
    Valérie Sauter

    Lieber Gerald. Wir verstehen deine Überlegungen und können sie bis zu einem gewissen grad auch nachvollziehen. Wir haben Halloween ja per se nicht erfunden. Diese Tradition besteht schon ewig und sie stammt sogar aus Zeiten, in denen es den meisten Leuten massiv schlechter ging als heute. Scheinbar besteht - vielleicht gerade in Krisenzeiten - ein gewisser Bedarf an sinnstiftenden Ritualen. Früher galten Kürbisse als Schweinefutter, daher wurde der Kürbis auch nicht als Nahrung für Menschen gesehen. Man könnte es doch auch so sehen: Diese Art der Dekoration ist wenigstens biologisch abbaubar (wie übrigens auch die Rüben, die in der Schweiz traditionell am "Räbeliechtliumzug" geschnitzt werden). Und der Halloweenkürbis schmeckt als Gemüse nun wirklich nicht besonders toll, oder?

    Antworten

Weitere Berichte

von Nadine

Kürbisausstellung gekürzt

«Seegräben vom ‘Overtourism’ entlasten» lautet der Titel der heute veröffentlichten Medienmitteilung der…

Weiterlesen
von Valérie

Jucker-Saga 15: Der Crash

Vor den Jucker-Brüdern lagen also ein voller Sommer und Herbst mit grossen Projekten. Als erstes…

Weiterlesen
von Valérie

Die Jucker-Saga 13: 1999 – Sensationen nahe des Irrsinns

Ihr denkt, es gehe nicht mehr verrückter? Doch! Im Jahr 1999 setzten die Jucker-Brüder noch…

Weiterlesen
Kürbisausstellung auf dem Juckerhof in Seegräben
von Nadine

Kürbisausstellung soll kostenpflichtig werden

Update 4.4.2024: Die Ausgangslage hat sich verändert – die Kürbisausstellung wird 2024 auf dem Juckerhof…

Weiterlesen
Kürbisausstellung_1998
von Valérie

Die Jucker Saga Teil 12 – Die erste “richtige” Kürbisausstellung

Dass die erste Kürbisausstellung «aus Versehen» ein durchschlagender Erfolg war, hatte bei den Jucker-Brüdern einen…

Weiterlesen
von Valérie

Was für eine Kürbissaison!

So schön wie dieses Jahr war’s noch nie. Noch nie hatten wir einen vergleichbar warmen,…

Weiterlesen
×