Verdammt trocken – und kein Ende in Sicht
Es wird euch nicht gross überraschen, dass wir mit dem Thema kommen. Trocken ist es. Und das spüren wir langsam aber sicher auch bei uns auf den Feldern.
Was uns Anfang Juli noch gefreut hat – bis im Juni gab es doch den einen oder anderen «zünftigen Guss» – macht uns mittlerweile etwas nervös.
Die Böden sind zu trocken, neue Kulturen einzusäen ist schwierig bis unmöglich und bestehende Kulturen fangen an, Qualitätseinbussen zu erleiden.
Besonders schwierig in Rafz
Die Situation ist nicht auf allen Höfen gleich angespannt, dies vorneweg. Am schwierigsten gestaltet sich die Situation auf dem Spargelhof in Rafz. Produktionsleiter Piotr Koziel sagt, er habe noch nie so ein trockenes Jahr erlebt.
Am stärksten leiden die Beeren. Insbesondere die Himbeeren, denen geht es sehr schlecht. Auch neue Kulturen einzusäen, gestaltet sich schwierig und Piotr befürchtet langfristig negative Folgen bei Kulturen wie den Spargeln.
«Wir bewässern im Moment 24 Stunden pro Tag. Das Wasser beziehen wir aus dem Rhein, teils über die Gemeinde, teils von einem befreundeten Betrieb. Da die aber selber immer schauen müssen, dass genug Wasser da ist, dürfen wir das nur in Rücksprache mit ihnen tun», sagt Piotr. Und das geht ins Geld.
Vor 2 Jahren habe es schon mal eine Trockenphase gegeben, in der wir für zusätzliche Bewässerung rund 50'000 CHF ausgegeben haben. Dieses Jahr dürfte es noch mehr werden, wie Piotr zu Bedenken gibt.
Zudem können nur knapp die Hälfte der Felder überhaupt bewässert werden. Viele Felder müssen einfach mit dem klarkommen, was da ist – und das ist im Moment nichts. Piotr illustriert es am Beispiel der Halloweenkürbisse: «Normalerweise bildet eine Pflanze vier bis sechs Früchte aus, aktuell reicht es noch für ein bis zwei Früchte pro Pflanze. Wir werden massive Mengeneinbussen haben bei den Halloweenkürbissen», erklärt Piotr.
Mir kommen die Kichererbsen in den Sinn, die es ja eigentlich gerade heiss und trocken mögen – «schauen wir Ende August, wenn sie geerntet sind», sagt Piotr. Denn gerade am Anfang braucht auch diese Kultur viel Wasser und das habe dieses Jahr gefehlt.
Trocken bis in die Tiefen
Etwas weniger prekär, aber immer noch sehr unangenehm ist es auf dem Juckerhof in Seegräben. Dank des hofeigenen Bewässerungsteichs ist man bis vor rund 2 Wochen relativ gut durchgekommen. Nun müssen wir uns aber mit Seewasser helfen. «Das bisschen Regen, das zwischendurch gefallen ist, ist wie ’eimal uf de Bode gspoizt’», sagt Petra Hager, Obstbauverantwortliche in Seegräben.
Das Wasser ist bis in die Tiefe weg, so dass nun auch grössere, ältere Obstbäume Hilfe brauchen. Bei Jungbäumen wird meist auch in normalen Jahren nachgeholfen. Grosse Bäume haben Wurzeln, die weiter in die Tiefe reichen. Bisher hat die Hitze aber noch keine Auswirkungen auf die Äpfel – höchstens hier und da ein Sonnenbrand. Aktuell ist die Lage also unter Kontrolle.
Alles entspannt in Jona
Ganz anders sieht es auf dem Bächlihof in Jona aus. «Wir profitieren dieses Jahr von unserer Lage in der Nähe der Voralpen. Hier hat es im Juli sicher 3-4-mal gewittert und dann auch anständig geregnet. Unsere jungen Bäume haben wir zwar bewässert, das tun wir aber immer. Und die Heidelbeeren sind ohnehin auch mit einer Tropfbewässerung ausgestattet. Dort haben wir aber nicht wesentlich mehr gebraucht als sonst. Bei unseren älteren Bäumen waren bisher keinerlei zusätzliche Massnahmen nötig», sagt Stefan Bächli, der auf dem Bächlihof für den Obstbau verantwortlich ist. Das Einzige, was Bächli auffällt, ist der durch die Hitze verfrühte Erntezeitpunkt. Ansonsten läuft es diesen Sommer für ihn bisher sehr gut: «Die Fruchtdurchmesser sind gut, fast noch grösser als sonst».
Mehrere Tage Regen
An der angespannten Situation auf den anderen beiden Höfen ändert auch das Bisschen Regen, das am Wochenende gefallen ist, nichts. Die Vorräte sind bis in die Tiefen erschöpft. Damit sich die Lage auf den anderen beiden Höfen entspannen würde, müsste es mehrere Tage lang genügend regnen. Allerdings sollte nicht alles auf einmal kommen. «Wenn es zu heiss wird, fahren die Bäume runter und können das Wasser nicht mehr aufnehmen», erklärt Petra Hager. 150 bis 200 ml bräuchte es pro Quadratmeter über mehrere Tage. «Am besten wäre es, wenn es über einen Monat lang jede Woche 2 Tage lang anständig regnen würde», dann könnte der Boden das Wasserreservoir wieder aufbauen.
Aussicht eher trocken
Doch die Prognosen deuten nicht darauf hin, dass sich die Lage in den nächsten Wochen nachhaltig entspannen wird. Gemäss dem Monatsausblick von Meteoschweiz ist die Wahrscheinlichkeit für trockenes, warmes Wetter bis zum Monatsende grösser, als für feuchteres und kühleres Wetter (hier lang).
Auch wenn die Wahrscheinlichkeiten für feuchteres und kühleres Wetter etwas grösser werden, als aktuell: Die Tendenz bleibt trocken und warm. Generell sind solche Voraussagen jedoch mit Vorsicht zu geniessen und mit viel Unsicherheit behaftet.
Doch warum ist dem so, habe ich bei Meteo Schweiz nachgefragt. Die Antwort von Yves Karrer bei Meteo Schweiz letzten Freitag: «In den kommenden Tagen dehnt sich von Westen her ein kräftiges Hoch in Richtung Nordsee und Skandinavien aus. Da die Schweiz an dessen Südrand liegt, etabliert sich bei uns eine Bisenlage. Mit der Bise wird bis mindestens Mitte dieser Woche trockene Kontinentalluft aus Nordosten zur Schweiz geführt. Gegen Ende der Woche dürfte der Hochdruckeinfluss zwar etwas nachlassen, womit Schauer und Gewitter wieder vermehrt ein Thema werden könnten. Eine mehrtägige Tiefdrucklage mit flächendeckenden Niederschlägen ist aber nach aktuellen Prognoseunterlagen mittelfristig nicht in Sicht.»
Auf die Frage, wann sich denn wieder Niederschlag einstellen könnte, antwortet er: «Aufgrund der aktuellen Prognoseunterlagen ist in den kommenden 10 Tagen keine Umstellung zu einer deutlich niederschlagsreicheren Wetterlage zu erwarten. Langfristprognosen über 10 Tage und mehr sind mit hohen Unsicherheiten behaftet. So können lediglich Tendenzen angegeben werden. Nach den aktuellsten Modellrechnungen (siehe Monatsausblick) ist die Wahrscheinlichkeit für eine zu trockene 2. Augusthälfte erhöht.»
Ein Ende der Durstrecke ist also eher nicht in Sicht. Bleibt zu hoffen, dass sich doch bald mal wieder mehr Regen einstellt. Denn sonst wird’s unlustig.
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