
Andreea – Rumänien, London, HofManufaktur
Andreea ist die Art Mensch, bei der man sich von der ersten Sekunde an willkommen fühlt. Als ich ihr zum ersten Mal begegnete, zeigte sie mir in der HofManufaktur, wie man geröstete Kürbiskerne abpackt. Geduldig und mit viel Humor sah sie über meine Ungeschicklichkeit hinweg. Jetzt sitzen wir gemeinsam auf der Terrasse auf dem Bächlihof und ich will wissen, wer hinter dem breiten Lachen und dem warmen Händedruck steckt.
Wer Andreea zuhört, glaubt kaum, dass sie erst 37 ist - so viel hat sie schon gemacht. Nach ihrem Journalismus-Studium und einiger Zeit als Volontärin bei einem Verlag zog es sie aus ihrer Heimat Rumänien nach London. Dort startete Andreea als Serviceangestellte und arbeitete später im Büro. Nach insgesamt 7 Jahren im vereinigten Königreich entschied sie sich, zurück nach Rumänien zu ziehen. «Weil ich das Wetter in London nicht mochte – es war immer so dunkel und grau.»
Doch die Heimat fühlte sich nicht mehr gleich an. Schon nach wenigen Monaten war es Andreea verleidet. «Nach dem ganzen Trubel in London konnte ich es nicht mehr aushalten, in einer kleinen ruhigen Stadt zu leben», erinnert sie sich. Statt mit ihrem Mann gleich wieder wegzuziehen, bildete sich Andreea zur Nageldesignerin weiter, bevor sie dann schliesslich ein neues zu Hause in der Schweiz fanden.
Ob ihr denn die Schweiz nicht auch zu ruhig sei? «In der Schweiz habe ich meine innere Ruhe gefunden», sagt Andreea. «Die Leute hier leben auf sehr entspannte Weise. In London sind alle immer gestresst.» Sie vermutet, dass die Bevölkerung in der Schweiz darum auch so lange lebt, und fügt mit einem Schmunzeln an: «Vielleicht trinken wir immer noch zusammen Kaffee auf der Terrasse, wenn wir 80 sind.»
Davor will ich aber noch einiges über die Gegenwart von ihr erfahren:

Wann hast du hier angefangen?
Im September 2021. Ich arbeite 60%, weil ich zwei Kinder habe. Wenn mein Mann oder meine Schwiegermutter frei haben, kümmern sie sich um die Kinder. So kann ich arbeiten und es ist trotzdem immer jemand zu Hause.
Wie bist du bei der Jucker Farm gelandet?
Durch meinen Mann. Er hat zuerst bei Jucker Farm angefangen, damals als Erntehelfer, als wir noch in Rumänien wohnten. Nach einigen Saison-Einsätzen schlug er vor, dass wir in die Schweiz ziehen und ich auch bei der Jucker Farm arbeite. Ich wusste, dass es eine Herausforderung für mich werden würde. Ich spreche viele Sprachen: Englisch, Spanisch, Italienisch, Rumänisch – nur nicht Deutsch. Trotzdem liess ich mich auf das Abenteuer ein. Heute arbeitet mein Mann auch hier auf dem Bächlihof.
Wie war es dann tatsächlich hierher zu kommen?
Das erste Jahr war schwierig. Ich musste mich erst an die Arbeit gewöhnen. Obwohl ich schon vieles gemacht hatte, war der Job in der HofManufaktur nochmal etwas komplett Neues. Auch plötzlich Mitarbeitende aus Rumänien zu haben, war neu. Bei allen vorherigen Stellen hatte ich immer mit Leuten aus anderen Ländern zusammengearbeitet. Aber ich habe mich an beides gewöhnt und mag meinen Job. Verständigungsprobleme hatte ich dafür keine. Mit meinen Chefs spreche ich Englisch, und mit den Kolleg*innen Rumänisch. Das Problem dabei ist, dass ich lange niemanden hatte, mit dem ich Deutsch sprechen und üben könnte.
Was ist dein Job?
Als Mitarbeiterin in der HofManufaktur machst du Popcorn, röstest und verpackst Kürbiskerne, füllst verschiedene Suppen ab etc. Wir produzieren hier auch das Hofmüesli und die meisten anderen Jucker Produkte. Wir müssen uns überall ein bisschen auskennen, damit wir einander helfen und die Arbeit für alle einfacher machen können. Es ist ein abwechslungsreicher Job. Jeden Tag produzieren wir etwas anderes.
Was gefällt dir hier?
Das Team ist toll und die Chefs sind sehr freundlich, verständnisvoll und unterstützen einen. Der Job ist ausserdem sehr flexibel. Mit meinem 60%-Pensum kann ich mir selbst einteilen, an welchen Tagen ich arbeiten kann und wann nicht. Wenn ich zur Arbeit komme, dann immer mit Freude. Ich muss mich morgens nie aufraffen. Manchmal, nach zwei Tagen mit den Kindern, kann ich es kaum erwarten, hierher zu kommen.
Was gefällt dir nicht so?
Egal wie hart der Job sein mag, solange man ein gutes Team und liebe Mitarbeitende hat, geht er leicht von der Hand. Das ist das Wichtigste für mich. Aber früh aufstehen tu ich nicht gerne. Ich kann einfach nicht schon um 8 oder 9 Uhr ins Bett gehen.
Welches ist dein liebstes Jucker Produkt?
Haferdrink! Seit ich den entdeckt habe, trinke ich meinen Kaffee nicht mehr mit Kuhmilch, sondern nur noch mit Haferdrink. Da gibt’s nichts Besseres.
Was machst du in deiner Freizeit?
Mein Ziel ist es, Deutsch zu lernen. Damit habe ich jetzt angefangen. Und ich reise gerne. Immer wenn die Kinder frei haben, versuchen wir einen neuen Ort mit ihnen zu entdecken, um uns weiterzuentwickeln und um Spass zu haben. Das ist meine Art zu entspannen. Ich gehe einfach gerne irgendwo hin, auch wenn’s nur bis ins Nachbardorf ist. Man kann überall etwas Schönes entdecken. Ausserdem höre ich gerne Musik. Besonders wenn ich mich um den Haushalt kümmere. Mit Musik geht alles leichter von der Hand.
Welche Zukunftsträume und -Pläne hast du?
Ich denke, wir werden noch eine lange Zeit in der Schweiz sein. Die Kinder sind glücklich hier und gehen hier zur Schule. Und ich bin glücklich über die Unterstützung, die sie bekommen, wie sie lernen und dass sie akzeptiert und integriert sind. Solange das so ist, bleiben wir hier. Aber wer weiss, vielleicht gewinne ich im Lotto und wir ziehen bald alle nach Monaco (lacht).
Vielen Dank für das spannende Gespräch, Andreea!
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