Phosphate im Haferdrink?
In letzter Zeit hörte man immer wieder davon, dass gewisse Haferdrinks mit Phosphaten versetzt werden, um deren Aufschäumbarkeit zu verbessern. Wie schlimm ist das? Oder sind die Phosphate einfach die neuen Schreckgespenster der Lebensmittelindustrie? Und sind in unserem Haferdrink auch Phosphate drin? Das werden wir im Verlauf dieses Artikels klären.
Phosphate in natürlichen Lebensmitteln
Vorab: Phosphate kommen natürlicherweise in fast allen Lebensmitteln vor. Einen etwas höheren Gehalt haben meist eiweisshaltige Lebensmittel wie Käse oder Wurst. Aber auch Nüsse, Hülsenfrüchte, Obst oder Gemüse können grössere Mengen an Phosphat enthalten. (Quelle: bfr.de)
Entsprechend kann man davon ausgehen, dass der menschliche Körper darauf ausgelegt ist, eine gewisse Menge an Phosphat aufzunehmen. Doch nicht nur das, Phosphate kommen natürlicherweise im Körper vor und sind Bestandteil unserer Ernährung. Trotzdem gibt es ein «Zuviel» an Phosphaten. Der so genannte «ADI-Wert» (Acceptable Daily Intake; Unbedenkliche, tägliche Aufnahmemenge) liegt bei 40 mg/kg Körpergewicht und Tag für gesunde, erwachsene Menschen. Für Menschen mit einer Nierenbeeinträchtigung oder Kinder und Jugendliche gelten andere Werte.
Bei der empfohlenen Maximalmenge von 40 mg pro kg Körpergewicht täglich könnte eine 50 Kilogramm schwere Person pro Tag 2000 mg Phosphate aufnehmen. Eine weitere Zahl, die als empfohlene Höchstmenge im Netz rumgeistert liegt bei 700 mg täglich.
Zur Einordung hier einige Nahrungsmittel, mit folgendem natürlichen Phosphatgehalt pro 100 Gramm (Quelle: foryourhealth.de):
- Artischocken: 103 mg
- Sojabohnen: 570 mg
- Kaninchenfleisch: 224 mg
- Seelachs: 300 mg
- Holunderbeeren: 57 mg
- Emmentaler: 748 mg
- Weizenkleie: 1240 mg
Das sind die, die in ihrer Klasse (Gemüse, Hülsenfrüchte, Fleisch, Fisch, Obst) jeweils die höchsten Werte erzielen.
Doch was ist mit künstlich zugesetzten Phosphaten?
Künstliche Zusätze je nachdem kritisch
In Verruf geraten sind Phosphate, weil sie in der Lebensmittelindustrie künstlich zugesetzt werden. Zum Beispiel in Cola, Milchgetränken oder Rahmerzeugnissen, Milchpulver etc., meist in Funktion als Säureregulator. Eingesetzt werden sie auch in gewissen Haferdrinks, um deren Aufschäumbarkeit zu verbessern. Denn Phosphate scheinen den PH-Wert und somit die Interaktion zwischen Proteinen und Phytaten positiv zu beeinflussen (Quelle siehe * am Artikelende).
Gemäss einer Schätzung der EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) machen Lebensmittelzusatzstoffe zwischen 6 und 30 Prozent der durchschnittlichen Gesamtaufnahme von Phosphaten aus. Es gibt Hinweise darauf, dass künstlich zugesetzte Phosphate die unbedenkliche, tägliche Aufnahme (ADI) zum Überschiessen bringen. So heisst es in einer Publikation des EFSA Journal: «The Panel also noted that phosphates exposure by food supplements exceeds the proposed ADI.» (Quelle: efsa.europa.eu).
Im Infoblatt des deutschen Bundesinstituts für Risikobewertung steht: «…es gibt nach aktuellem wissenschaftlichem Kenntnisstand keine Bedenken hinsichtlich Genotoxizität und Kanzerogenität (…) bei hohen Dosierungen sind die einzigen (adversen) Wirkungen von Phosphaten eine Verkalkung der Niere und tubuläre Nephropathie.»
Phosphate in Haferdrinks?
Auch in gewissen Haferdrinks werden Phosphate zugesetzt, um deren Aufschäumbarkeit zu verbessern. Allerdings nicht in allen. Betroffen sind – gemäss Inhaltsliste - vor allem die Barista-Versionen von zwei bekannten Haferdrinkmarken. Keine Phosphate findet man in den Barista-Eigenmarken der Grossverteiler. Auch in unserem Haferdrink werden keine künstlichen Phosphate zugesetzt.
*Wissenschaftliche Literatur dazu:
Schlemmer, U., Frolich, W., & Prieto, R. (2009) Phytate in foods and significance for humans: Food sources, intake, processing, bioavailability, protective role and analysis. In: Molecular Nutrition & Food Research, doi: 10.1002/mnfr.200900099, S. 52
Cheryan, M., & Rackis, J. (1980). Phytic adid interactions in food system. In: C R C Critical Reviews in Food Science and Nutrition, doi:10.1080/10408398009527293, S. 297-335
Kopf-Bolanz, K., Villareal Cruz, M., Walther, B., Denkel, C., & Guggisberg, D.(22.03.2023). Comparison of physicochemical properties of commercial UHT-treated plant-based beverages and cow’s milk. In: Agrarforschung Schweiz, doi:10.34776/afs14-43e, S. 43-56.
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