Rekordernte bei den Reben
So viel hat unser Rebberg noch nie hergegeben! Mitte Oktober konnten bei der Wümmet ganze 9 Tonnen Trauben unserer Sorte Cabernet Blanc geerntet werden. «Ursprünglich rechneten wir damit, kurz nach Mittag mit der Ernte fertig zu sein, doch schlussendlich waren wir bis 16 Uhr am Ernten», sagt Röbi Portmann, Obstbauchef auf dem Juckerhof. In den letzten Jahren ernteten wir im Schnitt zwischen 4 und 5 Tonnen. Der bisherige Rekord waren 5,3 Tonnen im Jahr 2018. Den haben wir dieses Jahr um die Hälfte übertroffen. Und dies trotz der Hagelschäden im Juli. Damals hatten wir noch mit einer Ertragseinbusse von bis zu 36 % gerechnet.
Und nicht nur das: Die geernteten Reben waren auch von super Qualität. Ganze 94 Oechslegrad wiesen sie auf. Das ist ein sehr guter Wert.
Wie kam’s zur Rekordernte?
Doch: Wie kommt es denn, dass es ausgerechnet dieses Jahr besonders viel Ertrag gab? Vorab: Es war ein Chrampf. Aber es hat sich gelohnt.
Robert Portmann, unser Obstbauchef ist selber gar nicht sonderlich erfahren im Rebbau. Für ihn war es das erste Jahr, in dem er für die Reben zuständig war. Er sagt, es sei ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Faktoren, die das Gelingen einer Ernte beeinflussen: «Einer der wichtigsten Faktoren war sicher die super Zusammenarbeit mit Stefan Bächli (Obstbauer auf dem Bächlihof) und Erich Meier, der den Cabernet Blanc für uns keltert», sagt er. Von ihnen habe er sich beraten lassen.
«Wir standen in engem Kontakt, besonders bei schwierigen Ereignissen wie den zwei Hagelstürmen im Sommer. Da muss man einfach parat sein und im richtigen Moment das Richtige tun», erzählt er.
Punktlandung bei der Pflanzenpflege
Im Gegensatz zu den beiden schwierigen Jahren 2020 und 2021 waren die Pflanzenschutzmassnahmen heuer eine Punktlandung. Hier wurde dieses Jahr alles richtig gemacht. Es bedeutete aber auch viel Arbeit. Röbi war wie auf Nadeln. Denn er stellte bereits Ende 2022 während des Fruchtschnitts Mehltau an den Knospen fest. Den Reben gings nicht gut. Er wusste, dass er 2023 wie ein Häftlimacher aufpassen muss, um den Rebberg wieder auf Kurs zu bringen.
Als erste Massnahme hat er im Frühling gezielt mit einer tiefen Dosis synthetischen Pflanzenschutzmittels gespritzt, um dem Mehltau Herr zu werden und den Reben einen sauberen Start zu ermöglichen. «Wir sind mit der Dosis viel tiefer gefahren, als man gedurft hätte», erzählt er, «das war aber nur möglich, weil wir den Zeitpunkt krass optimiert haben. Damit kann man extrem viel rausholen. Je nach Wetter kann das dann eben bedeuten, dass man wirklich um 5 Uhr rausfährt – und nicht erst um 5:30 Uhr. Oder aber, dass man mit der Rückenspritze wie ein Ghostbuster durch den Rebberg pilgert und punktuell dort etwas anbringt, wo es sein muss», erzählt er mir.
Pfft. Pfft.
Das illustriert sehr gut unsere Einstellung zur Verwendung von Pflanzenschutzmitteln. Wie wir bereits mehrfach kommuniziert haben, sind wir der Meinung, dass es nicht per se besser ist, mit Biomitteln zu spritzen. Manchmal kann man mit synthetischen Mitteln viel gezielter vorgehen, so dass nicht das ganze Ökosystem drumherum in Mitleidenschaft gezogen wird.
Zweiter Streich: Die perfekte Frisur
Der zweite Faktor der diesjährigen Zauberformel war die perfekte Schnitttechnik. Auch diese war für Röbi eine ziemliche Herausforderung. Es gab pro Ratgeber eine unterschiedliche Meinung, wie man es am besten zu machen hätte.
Normalerweise ist man beim Rebschnitt darauf bedacht, Jungtriebe grosszügig auszugeizen, um die Kraft der Pflanze möglichst auf die bestehenden Trauben zu konzentrieren und eine Verrieselung (=Ausdünnung der Beeren pro Traube) zu verhindern.
In seiner ganzen Anspannung und Sorge um eine Ertragsoptimierung – der Hagel im Sommer hatte die Situation nicht gerade erleichtert – hat Röbi wirklich viel Zeit im Rebberg verbracht.
Nach der Devise, dass Junglaub mehr Energie und Nährstoffe assimilieren als alte Blätter, liess Röbi möglichst viel davon stehen, geizte aber in mühsamer Handarbeit deren Trauben systematisch aus. «Eine gute Woche Arbeit hatte ich da reingesteckt, um die 80 Aren zu frisieren», erzählt er. Junglaub als Energielieferanten für die bestehenden Trauben also.
Und diese Rechnung ist sowas von aufgegangen. Denn es kam der sonnige Herbst.
Sonniger Herbst als Bonus
Wochenlang war es sonnig warm und die Reben gaben Vollgas. Sie lagerten Zucker ein, als gäbe es kein Morgen mehr. Die kühleren Tage, die darauffolgten, bremsten diese Entwicklung wider Röbis Erwartung nicht, im Gegenteil: Sie brachten die Reben dazu, ihre Zuckereinlagerung weiter anzukurbeln. Und der Zucker, den die Blätter generieren konnten, verteilte sich auf genau die richtige Menge Trauben.
Schlussendlich mass Röbi im Berg 93,4 Oechslegrad, nach der Ernte waren es in den Tanks sogar 94 Oechslegrad. Ein sensationeller Wert, der einen tollen Wein verspricht.
Der Fokus der regenerativen Landwirtschaft ist es, die Pflanze zu stärken. So achten wir auch darauf, den Boden unter den Reben konsequent zu begrünen und den Hummusaufbau zu stärken. Die Pflanze zu stärken kann auch bedeuten, sie im richtigen Moment auch mal etwas «sein zu lassen». Den Flow der Natur mitnehmen.
Es ist eine Gratwanderung, die dieses Mal hervorragend geklappt hat.
8000 Flaschen mit 94 Oechsle ab Frühling 2024
Wir kriegen nächstes Jahr nicht nur einen sehr guten Wein, sondern auch sehr viel davon. «Erich musste sogar einen Zusatztank organisieren», erzählt Röbi. Aus den 9000 kg Trauben wurden rund 6000 Liter gepresst, die wiederum 8000 Flaschen feinsten Cabernet Blanc ergeben werden.
Aktuell sind unsere Trauben beim Weingut Erich Meier in Uetikon am See. Der wird das Kunstwerk für uns vollenden. Der neue Jahrgang wird voraussichtlich zwischen März und April 2024 in unseren Hofrestaurants und an unseren Events verfügbar sein.
März 2024: Endlich ist er da:
Noch keine Kommentare zu “Rekordernte bei den Reben”