Unsere Erdbeeren bekommen eine Stärkungskur

Mitte Mai haben wir die ersten Erdbeeren geerntet und jetzt gibt es die süssen roten Beeren auch wieder in unseren Hofläden - Juhui! Erdbeeren sind bei uns immer die ersten Beeri, die reif zum Pflücken werden. Bis zu den ersten hofeigenen Himbeeren und Heidelbeeren müsst ihr euch noch ein bisschen gedulden.

Wie mit all unseren Kulturen, machen wir auch bei den Erdbeeren regelmässig Experimente, um unserem Ziel bis 2030 komplett pestizidfrei zu produzieren, näher zu kommen. Wer sich jetzt vorstellt, dass sich unsere Beerenanbau-Chefin Valentina Gasser dafür einen weissen Kittel anzieht und im sterilen Labor mit Pipette und Petrischale hantiert, liegt nicht ganz richtig. Bei uns passieren die Experimente direkt auf dem Feld. Mit Dreck und allem, was in der Landwirtschaft dazugehört. Sofern nicht alles schief geht, könnt ihr die wortwörtlichen Früchte unserer Experimente dann auch direkt im Hofladen kaufen.

Einmal panieren

Dieses Jahr haben Valentina und ihr Team den Erdbeerpflanzen zum ersten Mal direkt vor dem Setzen eine Stärkungskur verpasst. Die Wurzeln wurden quasi in zwei Bio-Mitteln paniert. Zuerst tauchten unsere Beeren-Profis die Setzlinge in Boden-Fit. Das flüssige Mittel ist reich an Mikroorganismen und fördert den Aufbau von positiven Bodenbakterien.

Ein Teil unserer Erdbeeren wächst in Rafz im Freiland.

Die direkte Sonneneinstrahlung sorgt dafür, dass die Erdbeeren besonders süss werden.

Allerdings ist der Freilandanbau knifflig, weil die Erdbeeren vielen Umwelteinflüssen ausgesetzt sind.

Die Erdbeeren, die wir später ernten, wachsen bei uns geschützt im Tunnel.

Nach dem kurzen Tunken kamen die Erdbeerwurzeln in das vulkanische Urgesteinsmehl Bio-Lit. Es enthält für den Boden und das Pflanzenwachstum wichtige Mineralstoffe und Spurenelemente. Sowohl Boden-Fit als auch Bio-Lit sind Naturprodukte, die vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) für die Bio-Landwirtschaft zugelassen sind.

«Sobald die Pflanze stärker ist, wehrt sie sich auch eher gegen Schädlinge oder Pilzbefall», erklärt Valentina. Die beiden Mittel sollen also die natürliche Abwehr der Erdbeeren unterstützen, sodass keine oder zumindest weniger Pflanzenschutzmittel nötig sind. Ob’s gewirkt hat, können wir euch dann nach der diesjährigen Saison sagen.

Botrytis, Blattläuse, Mehltau, Thripse …

Erdbeerpflanzen haben nämlich gleich mehrere «Feinde», gegen die sie sich wehren müssen. Mehltau und Botrytis - beides Arten von Pilzbefall - sind besonders in Jahren, in denen der Frühling und Sommer verregnet und kühl sind, ein Problem. Hinzu kommen Schädlinge wie Blattläuse und Thripse. Letztere saugen gerne am Saft der Erdbeeren. Das gibt eine Einstichstelle an der Beere und sorgt dafür, dass sie faul wird. Aktuell kommen wir noch nicht ohne Pflanzenschutzmittel gegen all diese Erdbeer-Feinde an. Experimente wie das diesjährige sollen das aber ändern.

Sowohl Pilzbefall als auch gewisse Schädlinge können dafür sorgen, dass die Erdbeeren faul werden.

Ist eine Pflanze von Mehltau befallen, bildet sich ein weisser Pelz über den Blättern und Trieben.

Auch Blattläuse machen den Erdbeeren häufig zu schaffen.

«Es ist enorm schwierig, auf jegliche Pflanzenschutzmittel zu verzichten - vor allem im Freiland. Dort hat man so viele Einflüsse – vom Wetter über Insekten, bis zum Unkraut», erklärt Valentina. Wachsen die Erdbeeren im Tunnel, sind sie vor Wetterextremen geschützt. Ausserdem lässt sich der Einsatz von Nützlingen viel besser kontrollieren, was wiederum gegen Schädlinge hilft.

Mehr über Schädlinge und Nützlinge erfahren

Wir bauen unsere Erdbeeren sowohl im Freiland als auch im Tunnel an. Wer den Hofladen auf dem Spargelhof in Rafz kennt, dem sind vielleicht schon einmal die beiden weissen Tunnel auf der anderen Strassenseite aufgefallen. Dort wachsen Erdbeersorten, die zwar von Frühling bis Herbst Früchte tragen - sogenannte remontierende Sorten. Wir ernten sie aber meist etwas später im Jahr, wenn die frühen Sorten vorbei sind. So können wir euch möglichst lange mit hofeigenen Beeri versorgen.

Wie steht’s denn mit Herbizid?

Herbizid ist bei uns im Erdbeeranbau passé. Pflanzen, die wir nicht im Erdbeerfeld haben wollen, geht’s mit der Hacke und von Hand an den Kragen. Das ist relativ aufwändig und durch den Arbeitsaufwand auch ziemlich teuer. Dafür entspricht es den Prinzipien der regenerativen Landwirtschaft und unserem Ziel, auf Pestizide zu verzichten. Valentina und ihr Team möchten als Nächstes Versuche mit Untersaat machen. Das Prinzip dabei ist relativ einfach: Man sät andere Pflanzen – häufig Rasen, Klee oder Hafer –, die der Hauptkultur nicht schaden, aber dem Unkraut keinen Raum zum Wachsen lassen. Bei den Kürbissen waren wir damit letztes Jahr bereits erfolgreich. Mehr erfahren.

Jetzt gilt es eigentlich nur noch eine Erdbeer-Frage zu klären: Warum sind unsere so gut? «Weil wir ein gutes Produktionsteam sind», sagt Valentina schmunzelnd und fügt an: «Durch den Anbau im Freiland haben wir zwar viele Nachteile, aber die Erdbeeren wachsen an der Sonne und das merkt man einfach im Geschmack. Ausserdem werden sie reif geerntet.» Auch die Sorte mache einen Unterschied. Die von uns angepflanzten Sorten sind vielleicht nicht so lange haltbar, aber ideal für die Direktvermarktung und eben einfach fein.

Wie wachsen Erdbeeren eigentlich? Wir verraten's euch hier

Leslie Haeny leslie.haeny@juckerfarm.ch

Leslie haut gerne in die Tasten. Seit Juli 2024 macht sie das auch für den FarmTicker. Bevor sie den Weg auf den Bauernhof fand, berichtete sie über IT-Themen und Gadgets.

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