Zu Jucker Farm
Riesenkürbis beim Wiegen
von Valérie

Wie ziehe ich einen Riesenkürbis?

Jaja, der Herbst ist noch weit weg! Aber: Wer sich selber mal an einem Riesenkürbis versuchen möchte, muss JETZT aktiv werden!

Ihr braucht dazu:

  • Einen Pflanzblätz von mindestens 10 x 10 Metern für 1 Riesen-Kürbispflanze (für einen kleinen Halloween-Kürbis reicht ca. 1 m2)
  • Blumentopf min. 12 cm Durchmesser
  • Normale Pflanzenerde
  • Natürlicher Dünger, Kompost oder Mist
  • unlackierter Tontopf mit 1 Loch im Boden, mit mindestens 20 cm Durchmesser
  • Viel Zeit (im Sommer auch mal 2 Stunden an einem Tag)
  • Eine Wasserquelle in der Nähe, vorzugsweise einen Schlauch, oder starke Oberarme und grosse Giesskannen 😉
  • Minimum 2 Samen von Riesenkürbissen (kriegte man am Schlachtfest letzten November auf dem Bächlihof oder bei kcb-Samen).
  • Ev. Styroporplatte (1 m2, ev. Baupalette, falls ihr an die Meisterschaften kommen wollt)

Und wie geht das jetzt? Wie baut man Riesenkürbisse an? Hier kommt die Anleitung! Und zwar von unserem Gemüse-Experten Robert. Er ist in Rafz unser Produktionsleiter und pflanzt dieses Jahr selber Riesenkürbisse.

8 Stück, die für die Kürbisausstellungen auf dem Juckerhof, Bächlihof oder von einem von unseren Kunden gebraucht werden. Aber er hat auch eine persönliche Ambition: «Wenn ich über 500 Kilo schaffe, dann komm’ ich an die Schweizer Meisterschaft».

Voll cool, Robert, wir sind gespannt!

Geistige Vorbereitung – für das richtige Mindset 😉

Um sicher zu gehen, dass es klappt empfiehlt es sich, mindestens 3-4 Kürbispflanzen zu ziehen, damit ihr – im Fall das eine Pflanze kaputtgeht oder sich nicht gut entwickelt – immer noch Reserve habt.

Für Profis/Fortgeschrittene:

Ihr braucht 2 Kürbispflanzen, um die eine mit der anderen zu bestäuben. Warum? Jede Kürbispflanze hat einen männlichen und einen weiblichen Geschlechtsteil. Euer Ziel ist es, den männlichen Pollen des einen Kürbisses auf die weibliche Blüte des anderen Kürbisses zu übertragen. (Für Anfänger reicht es, diesen Teil den Bienen zu überlassen ;-))

1. Samen keimen lassen und setzen

Wir starten gleich mit einem kostenlosen Profi-Trick: Nehmt ein nasses Küchenpapier und legt den Samen für einen Tag da drauf, dann keimt er besser. Am besten so warm wie möglich, bei gut 30 Grad.

Danach setzt ihr ihn in einen mindestens 12 cm grossen Topf, der mit normaler Pflanzenerde gefüllt ist. Gut wässern und an einem warmen Ort stehen lassen (idealerweise zwischen 25 und 30 Grad, nicht wärmer). Wichtig: Einfach schön feucht halten. Nach 6 bis 10 Tagen werden erste Pflänzchen sichtbar.

Ihr lasst die Pflänzchen so lange in dem Topf wachsen, wie sie reinpassen. Grundsätzlich gilt: Je grösser die Pflanze beim Aussetzen ins Freie, desto besser.

Kuerbis Pflanzblätz

Ungefähr so kann das aussehen. Hier im Bild sind normale Kürbisse gepflanzt worden.

Kuerbis Pflaenzchen

So sehen kleine Kürbispflänzchen aus.

Riesenkuerbis Im Feld

Robert und seine ersten Riesenkürbisse 2018 in Rafz

Riesenkuerbis Riesenblatter

Ein Riesenbrocken aus 2018 - der war aber "nur" ca. 200 Kilo schwer...

Kürbismeisterschaft Sieger

Die 3 Sieger der letztjährigen Schweizer Meisterschaften - alle über 600 Kilogramm!

Joshua Rutz Schönster Kürbis

Der schönste Kürbis wird jeweils auch ausgezeichnet. Dieser hier wog 64,8 kg.

2. Setzlinge aussetzen

Irgendwann Ende Mai/ Anfang Juni ist es dann soweit: Ihr könnt die Pflänzchen ins Freiland aussetzen. Wichtig: Tut das erst dann, wenn es garantiert keine Frostnächte mehr geben wird! Wartet ab, bis die Eisheiligen durch sind, denn Frost ist Gift für die kleinen Pflanzen.

Die Setzlinge können auch auf dem Mist oder auf einem (verrotteten!) Komposthaufen wachsen. Das mag der Kürbis am liebsten. Viele Nährstoffe sind das A und O!

Für das Aussetzen buddelt ihr ein Loch, das etwas grösser als der Blumentopf ist. Ihr nehmt den Setzling aus dem Topf und brecht unten die Wurzeln etwas auf. Das hat den Zweck, dass die Wurzeln schön nach unten wachsen und aus der «Topf-Form» rauskommen. Dann setzt ihr die Pflanze ins Loch und drückt die Erde rundherum schön satt an. Dann gut einwässern, damit die Erde sich gut um den Setzling legt.

3. Wässern/Pflege/Warten

Ab jetzt müsst ihr schauen, dass der Kürbis immer genug Wasser hat. Trick 77 von Robert: Einen mindestens 20 cm grossen, töneren, unlackierten Blumentopf mit 1 Loch unten neben deiner Pflanze eingraben und mit Wasser füllen. Das einzige was du nun machen musst ist es, zu schauen, dass immer Wasser im Topf ist.

Der Kürbis zieht automatisch genau so viel Wasser, wie er braucht. Wenn es unten nass ist läuft es nicht mehr raus. Und Wasser zieht er automatisch, wenn es trocken wird. Wenn immer Wasser im Topf ist, wird er nie trocken. Es kann sein, dass du 3x am Tag giessen musst.

Falls der Kürbis nicht auf dem Misthaufen oder dem Kompost wächst, solltest du ihn grosszügig düngen. Am besten mit Mist oder Kompost.

Aber Achtung: Wenn der Kürbis einen starken Wachstumsmotor hat und sehr viel Wasser kriegt, kann es auch sein, dass er zu schnell wächst. Dann kriegt er Risse. Hier abzuschätzen, was die richtige Menge ist, ist Wissen, das sich die Kürbiszüchter-Profis, die jedes Jahr an die Schweizer Meisterschaften kommen, in all den Jahren aneignen mussten.

Eventuell ist ein Sonnenschirm o.Ä. als Sonnenschutz sinnvoll im Sommer, denn auch Kürbisse können Sonnenbrand kriegen. Passt auch auf, falls ein fieses Hagelgewitter angesagt ist. Hagel kann Kürbisse ganz schön zerfetzen und verletzte Kürbisse faulen rasch.

4. Befruchten (nur für Profis)

Normalerweise übernehmen die Bienen das Befruchten. Auch unser Gemüse-Profi Robert macht das nicht von Hand. Man könnte aber theoretisch, falls man 2 Kürbispflanzen ausgesetzt hat.

Falls man darauf Einfluss nehmen möchte, nimmt man (mit einem feinen Pinsel) den Pollen vom grösseren Kürbis und bepinselt damit den Stempel in einer oder zwei Blüten einer anderen, vital aussehenden Pflanze.

5. Der Entscheid

Irgendwann erscheinen die ersten Früchte. Wenn sie tennisball-gross sind, ist es Zeit, euch zu entscheiden, welches euer Riesenkürbis werden soll.

Dabei gilt es zu beachten: Welche Ranke ist die dickste? Davon sucht ihr eine gesunde Frucht, die vom Wurzelballen mindestens 3-4 Meter entfernt sein soll!! Damit die Ranke genügend Spielraum hat, wenn der Kürbis wächst.

Das ist dein Riesenkürbis und alle anderen Blüten und Früchte müssen weg! Denn je mehr andere Früchte wachsen, desto mehr entziehen diese die Kraft der Pflanze, die sie in den Riesenkürbis stecken könnte.

6. Vollgas geben bei der Pflege

Jetzt kommt die arbeitsintensivste Zeit. Alle 2,3 Tage müsst ihr neue Blüten und Früchte immer abschneiden. Und natürlich weiterhin gut Wasser geben.

(Spezialtrick für Fortgeschrnittene:

Bei zusätzlichen Ranken bei Blattachseln die nach oben zeigen eine Schaufel Erde draufwerfen, dann bildet der Kürbis da wieder Wurzeln --> zusätzliche Versorgung für den Riesenkürbis.

Die zusätzlichen Ranken, so lange sie lose sind, so anordnen, dass sie möglichst viel von den 10 x 10 Metern mit Wurzeln bedecken, damit sie aus jeder Ecke Nährstoffe ziehen können.)

Achtung: Wenn euer Projekt gut läuft und ihr eventuell an die Schweizer Meisterschaften kommen möchtet, dann hievt den Kürbis – so lange ihr das noch von Hand machen könnt - auf eine Styroporplatte und diese wiederum auf ein Palett. Das erleichtert den Abtransport. Er muss aber an den Ranken dranbleiben, um weiter wachsen zu können.

7. Kürbiswiegen anmelden

Wenn ihr im August seht, dass euer Kürbis gut gediehen ist, könnt ihr euch für die Schweizer Meisterschaften im Kürbiswiegen Anfang Oktober anmelden. Geht hierfür einfach auf die Jucker Farm Website oder meldet euch telefonisch unter 044 934 34 84.

8. Ernten/Transport

So spät wie möglich, so früh wie nötig vor den Meisterschaften (in der Regel einen Tag davor) schneidet ihr die Ranke ab. Nicht den dicken Storzen am Kürbis abchneiden, sondern von der Ranke muss noch ein 3-4 cm langes Stück mit dran sein.  Die meisten Kürbiszüchter haben einen grossen Kofferraum oder einen Anhänger und befestigen den Kürbis mit einem Spannset am Palett. Oft wickeln sie ihn in eine Wolldecke, um ihn vor Verletzungen zu schützen.

Valérie ist Vollblutautorin des FarmTickers und immer zur Stelle wenn's "brennt". Sie mag schöne Texte und offene Worte. (Zum Portrait).

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