
Wie Hafer dem Spargel hilft
«Was beim Kürbis geht, muss auch mit Spargel funktionieren». Das hat sich unser Produktionsleiter auf dem Spargelhof Piotr Koziel gedacht. Und weil Piotr ein Mann der Taten ist, haderte er nicht lange und fing prompt damit an Golfrasen, Hafer, Roggen und Co. zwischen die Spargeln zu säen. Die Spargelexperimente konnten starten.
Entstanden ist ein Feld mit insgesamt 7 Versuchsflächen. Wer regelmässig mit dem Zug nach Rafz fährt oder nahe des Bahnhofs spazieren geht, hat sie vermutlich gesehen. Das Ziel dieser Versuche: Herausfinden, wie wir auf möglichst einfache und günstige Weise unseren grünen Spargel ohne den Einsatz von Herbizid anbauen können.
Anders als beim weissen Spargel, der unter von Folien bedeckten Dämmen wächst, ist Unkraut beim grünen Spargel nämlich ein ziemlich grosses Problem. Da wir bis 2030 komplett ohne Pestizide auskommen wollen und bei den Spargeln auch immer mehr synthetische Mittel verboten werden, müssen andere Varianten her, um die unerwünschten Pflänzchen fernzuhalten.

Das hat Piotr alles probiert:
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Variante 1: Mulchfolie & Untersaat
Während viele der Versuche fürs ungeschulte Auge ziemlich gleich und vor allem ziemlich grün aussehen, erkennt man die schwarze Mulchfolie, aus der die Spargeln hervorlugen, sofort. Zwischen den Spargelreihen haben Piotr und sein Team zudem eine Untersaatmischung ausgebracht. Es ist die gleiche, die vergangenes Jahr bei den Kürbisversuchen zum Einsatz kam. Sie besteht zu 90% aus Golfrasen und zu 10% aus weissem Klee.
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Variante 2: Bodenherbizid & Untersaat
Auch bei Variante 2 ist die Untersaat zwischen die Spargelreihen gesät. In den Reihen selbst kam ein Bodenherbizid zum Einsatz. Diese Art von Herbizid wird in den Boden eingearbeitet und dann von den unerwünschten Pflanzen über die Wurzeln aufgenommen. Wie auf dem Foto zu sehen ist, sind aber trotzdem viele Winden gewachsen. Laut Piotr wirkt das Herbizid nur 3-4 Wochen lang. Dann kommt das Kraut wieder.
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Variante 3: Untersaat auf ganzer Fläche
Wenn die Untersaat zwischen den Reihen gute Arbeit leistet, warum dann nicht schauen, was sie in den Spargelreihen selbst leistet? Das Prinzip der Untersaat ist recht einfach: Sie bildet relativ schnell Wurzeln und verhindert so, dass sich andere für die Spargeln schädliche Pflanzen breitmachen können.
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Variante 4: Hafer & Untersaat
Auch die 4. Versuchsfläche sieht sehr grün aus. Statt Untersaat auf ganzer Fläche wächst hier aber Hafer zwischen den Spargeln. Die Idee ist aber die gleiche: Wo der Hafer wächst, hat nichts anderes Platz. Die Untersaat ist wieder auf die Reihen zwischen den Spargeln beschränkt.
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Variante 5: Roggen/Wicken & Untersaat
Sehr ähnlich ist die nächste Variante mit Winterroggen und Wicken zwischen den Spargeln und der Untersaat wieder in den Zwischenreihen. Allerdings muss man hier etwas länger vorausplanen. Für ein unkrautfreies Feld muss der Roggen bereits im September, spätestens im Oktober gepflanzt werden.
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Variante 6: Terra Preta & Stroh
Für diesen Versuch haben Piotr und Team eine ziemliche Materialschlacht veranstaltet. Für lediglich 3 Spargeldämme waren eine halbe Tonne Stroh und 5 Kubikmeter Terra Preta nötig. Unser Produktions-Chef hakt diesen Versuch darum schon als «mal spannend zu sehen ob’s funktioniert, aber nicht grossflächig realisierbar» ab. Ausserdem hausen im Stroh häufig Pilze und es macht sich Fäulnis breit.
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Variante 7: Nützlingsstreifen & Untersaat
Die letzte ist auch gleich die teuerste Variante. Laut Piotr ist sie darum kaum grossflächig einsetzbar. Ein Kilo Saatgut kostet rund 15 Franken. Die Pflanzen im Nützlingsstreifen wachsen relativ hoch. So bieten sie nicht nur dem Unkraut keinen Platz zum Wachsen, sondern halten auch Schädlinge fern. Denn: «Die Spargel-Schädlinge greifen immer die höchste Pflanze an», erklärt Piotr. Wie bei den meisten anderen Versuchen, kommt auch bei dieser Variante die Untersaatmischung aus Rasen und Klee zwischen den Spargelreihen zum Einsatz.
Gut gewachsen sind die Spargeln auf allen 7 Flächen. Piotrs Favorit ist aber die Variante mit Hafer und Untersaat sowie jene mit Winterroggen/Wicken und Untersaat. Beide Versuche lieferten unkrautfreie Ergebnisse, sind grossflächig anwendbar und auch finanziell vertretbar.
Die Untersaatmischung kaufen wir zwar ein und auch das Saatgut - sei es nun Roggen oder Hafer - hat seinen Preis. Aber: «Herbizid ist auch nicht gratis», sagt Piotr dazu. Auch für die Ernte sieht er keine Einschränkungen. Die geübten Erntehelfer*innen können die Spargeln problemlos zwischen dem ebenfalls grünen Hafer oder dem Roggen erkennen und mit ihren Erntemessern abschneiden.
Hafer 2. Klasse fürs Spargelfeld
Für den Einsatz im Spargelfeld wird nicht Speisehafer, sondern Hafer 2. Klasse verwendet. Er wird zum Ende der Spargelsaison auch nicht geerntet. Stattdessen zerkleinern wir ihn mit der Scheibenegge und lassen ihn als Dünger auf dem Feld liegen.
Eine der Beiden Varianten will Piotr auf jeden Fall nächstes Jahr auf einer ganzen Parzelle grünem Spargel anwenden. Und wir sind gespannt, was er nächstes Jahr sonst noch alles ausprobiert.
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