Zu Jucker Farm
Schulklasse im Obstbau
von Valérie

«Schaffen» lernen auf dem Bauernhof

Heute findet der zweite Tag des Pilotprojekts der Jucker Farm HofAkademie statt. 19 Schüler der 5. Klasse des Primarschulhaus Obermatt in Pfäffikon haben die Chance, für 3 Tage erstmals «einfach schaffen zu lernen». Doch was hat es damit auf sich?

Das Thema gibt immer wieder zu reden: Der Berufseinstieg für Jugendliche gestaltet sich zunehmend schwieriger. Der Konkurrenzdruck steigt, für die Lehrstellensuche müssen mehrstufige Auswahlverfahren absolviert werden. Selbst für Schnupperstellen muss man sich heute bewerben.

Schwierigkeiten beim Berufseinstieg

Gleichzeitig waren Jugendliche noch nie so entfremdet von der Arbeitswelt wie heute. Ausgelastet durch Schule und Hobbies, finden sie immer seltener Zeit oder Möglichkeiten, auf einfache Art und Weise erste Berufserfahrungen zu sammeln. Mit 15 stehen die Jugendlichen vor der scheinbar unüberwindbaren Aufgabe, nur schon eine Schnupperstelle zu finden.

Dabei stehen nicht alle Kinder gleichermassen am Berg «Wir machen die Erfahrung, dass Leute, die sich schon früh in Vereinen engagieren, oder zu Hause im Elternbetrieb mithelfen konnten, schneller und einfacher anpacken», erzählt Valérie Sauter, Projektleiterin und -Initiantin bei der Jucker Farm HofAkademie. Anpacken ist für diese Jugendlichen selbstverständlich und keine grosse Sache.

Die Idee: Einfach. Schaffen. Lernen

Die Idee ist nun, auch Jugendlichen, die ohne diese Möglichkeiten aufgewachsen sind, eine Chance zu geben. Dies soll im Rahmen einer Projekt-Halbwoche geschehen. Natürlich sei das nicht das Gleiche, wie wenn man beispielsweise in der Pfadi war oder auf dem Bauernhof aufwachse, meint Sauter, doch immerhin können erste Erfahrungen gesammelt und verschiedene Tätigkeiten ausprobiert werden, bevor der ganze Berufswahlzirkus mit aller Verbindlichkeit über die Jugendlichen hereinbreche.

Kinder und Jugendliche ab der 5. oder 6. Primarklasse können auf dem Juckerhof eine Art Schnupperlehre vor der Schnupperlehre machen. Aufgeteilt in kleine Gruppen helfen die Schüler jeweils an einem Halbtag in drei verschiedenen Arbeitsbereichen auf dem Juckerhof mit. Es sind dies die Bereiche Facility Management, Obstbau sowie HofKonditorei/ -Bäckerei. Am Ende kriegt jeder Teilnehmer ein Zertifikat, das er später bei der (Schnupper-) Lehrstellensuche mitreichen kann.

Jungs mit Harken

Puh, das ist zäh! "Chömer nöd lieber go Traktor fahre?"

Kids am Gipfeli machen

Höchstkonzentration beim Gipfeli machen.

Mädchen schleift Brett

Bei den Brettern für die Mülleimer wollen die Ränder schön abgeschliffen sein.

Mädchen sägt Holz

Mit dem richtigen Kniff geht Sägen schon viel einfacher.

Mit Hannes Mülleimer bauen war besonders lehrreich - fanden die Kids.

Junge befüllt Apfelstrudel

Die Füllung vom Apfelstrudel muss schön glattgestrichen werden.

Junge bepinselt Teig von Apfelstrudel

Und der Kollege pinselt die Ränder schön ein.

Sträucher setzen

In gemeinsamer Arbeit werden die Heidelbeeri eingetopft.

3 Kinder auf Humushaufen

Puh, ist das streng. Mal kurz Pause machen!

Schüler beim Kneten

Eine Gruppe war jeweils bei Frau Bickel. Gemeinsam etwas kneten, ohne zu Sprechen. Voll schwierig 🙂

Gruppenarbeit mit Ei

...und dann die Eieraufgabe! Ob sie es schaffen, das Ei unversehrbar einzupacken?

Es hat geklappt! Das Ei ist noch ganz!

Zur Belohnung gab's ein Bauernturnier.

Die Baumnuss zu erwischen, war gar nicht so einfach!

Gruppe B war auch beim Bauernturnier ein Team!

Rangverkündigung! Wer hat gewonnen? Die Sieger bekamen feine Kürbiskerne.

Abschluss in der DenkStube.

Wie war es für euch? Was habt ihr gelernt?

Was hat euch am besten gefallen? Was am wenigsten?

Am Schluss bekam jede/r Schüler/in ein Zertifikat.

Kein Zukunftstag

Im Gegensatz zum Zukunftstag steht allerdings nicht das Kennenlernen der Berufe im Zentrum, sondern vielmehr die Selbsterfahrung in der Arbeitswelt. «Wirklich mit anpacken und etwas machen, vielleicht auch mal etwas durchbeissen müssen», sei das Ziel, «es geht darum, Selbstvertrauen aufzubauen und zu reflektieren, was einem liegt und was vielleicht eher nicht», erklärt Alessandro Semeraro, Leiter der HofAkademie, der das Projekt unterstellt ist.

Ziel wäre Kontinuität

Möglich geworden ist das Projekt «Einfach. Schaffen. Lernen.» nur dank grosszügigen Spenden des Garten-Center Meier in Dürnten und des Rotary Clubs Bachtel-Zürich, die das Potential erkannt haben.

Zwischenfazit nach dem ersten Tag: Die Kinder hatten viel Spass beim Anpacken. Aber es gab auch Arbeiten, bei denen sie sich ordentlich durchbeissen mussten. So kam ab und an die Frage, ob man denn nicht lieber Traktor fahren gehen könne, statt Unkraut zu jäten. «Doch genau diese Erfahrung zu machen war unter anderem das Ziel», sagt Valérie Sauter.

Alessandro Semeraro von der Jucker Farm-HofAkademie könnte sich vorstellen, das Projekt künftig jährlich oder sogar zweimal pro Jahr durchzuführen: «Unser Traum wäre es, die Projektwochen jeweils zwei unterschiedlichen Klassen aus der Region zu ermöglichen», sagt Semeraro. «Da die HofAkademie die Aufwände nicht selber decken kann und Schulen in der Regel budgettechnisch nicht gerade auf Rosen gebettet sind, sind wir auf Sponsoren angewiesen».

Sponsoren und Interessenten gesucht

Falls das Projekt wiederholt wird, erhofft sich Semeraro hierfür regelmässige Unterstützung von Firmen aus der Region. Interessierte Schulklassen oder Firmen melden sich bei Projektleiterin Valérie Sauter.

Angst vor Nachahmern hat man bei der HofAkademie nicht. «Das wäre doch das Beste, was passieren könnte. Hier gibt es eine enorme Lücke. Es wäre das Ziel, dass auch andere Firmen den Schulklassen ihrer Region etwas Ähnliches anbieten könnten», sagt Valérie Sauter.

Über die HofAkademie

Die HofAkademie ist eine Ausbildungsstätte für Unternehmer, Führungskräfte und Mitarbeiter aller Art. Sie fokussiert sich primär auf unternehmergeführte Firmen, die eine werteorientierte Unternehmenskultur pflegen und auch vorleben. Im Zentrum steht primär die Vermittlung von Erfahrungswissen, welches sich in der Praxis bewährte. Die Trainer und Lehrer sind selbst Vollblut-Unternehmer und haben sich ihre Expertise in der Praxis erarbeitet. Diese stellen sie den Teilnehmenden im Rahmen von Lehrgängen, Coachings und Mentorings den Teilnehmenden zur Verfügung. «Dass wir die Zielgruppe nun auch auf die Jugendlichen erweitern können, ist eine Herzensangelegenheit von uns. Mit dem Garten Center Meier und dem Rotary Club Bachtel-Zürich haben wir zudem zwei Partner gefunden, die genau dieses Herzensanliegen mit uns teilen», sagt Alessandro Semeraro.

Valérie ist Vollblutautorin des FarmTickers und immer zur Stelle wenn's "brennt". Sie mag schöne Texte und offene Worte. (Zum Portrait).

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