
Ein Pellet für besseren Boden
Wer regelmässig hier auf dem FarmTicker vorbeischaut weiss: Wir sind Fan von gesunden Böden. Und wir arbeiten gerne mit Leuten zusammen, die sich ebenfalls für gesunde Böden einsetzen. Ein solcher Partner ist Symactiv. Das Schweizer Start-up hat ein Pellet entwickelt, das nicht nur die Erträge steigert, sondern auch den Boden regenerieren soll.
Dieses Pellet testet das Symactiv-Team bestehend aus Louis Becker, Phillippe Schläpfer, Yannick Orrù, Alana Amaro und Lasse Pitkäniemi bei uns in der Wildkultur auf dem Juckerhof. Insgesamt drei Versuche mit drei verschiedenen Kulturen laufen aktuell:
Kartoffeln
Auf 9 Teilparzellen mit unterschiedlichen Konzentrationen der Pellets misst das Jungunternehmen mit Biosignalsonden die Ertragssteigerung der Kartoffeln sowie das Wasserhaltevermögen des Bodens und die Bodenatmung. Ausserdem werden die Stressresistenz der Kartoffelpflanzen gegenüber Klimaeinflüssen, die mikrobielle Bodenaktivität sowie die Nährstoffverfügbarkeit und die Dynamik der Nährstoffaufnahme über die Zeit untersucht.
Zwiebeln
Bei den Zwiebeln wird in erster Linie die Resistenz der Pflanzen gegen bodenbürtige Krankheitserreger wie dem Schadpilz Fusarium oder Weissfäule beobachtet. Dabei überprüft das Team die Pflanzenvitalität der Zwiebeln über die gesamte Wachstumsperiode hinweg. Den Zwiebelversuch führt Symactiv in Kooperation mit dem Future Food Farming Innovation Booster durch.
Tomaten
Die Samen und Setzlinge der Tomaten – aus denen später Passata werden soll – wurden mit dem von Symactiv entwickelten Pelletmaterial beschichtet. Die Tomaten wachsen in einem sogenannten «Mulchstreifen» und werden via Biosignaltechnologie überwacht. Ziel des Experiments ist es, die Grundlage für regenerative Lieferketten zu schaffen. Gleichzeitig wird überprüft, ob die Beschichtung mit Pelletmaterial einen Einfluss auf den Geschmack der Tomaten hat.
Doch was steckt in diesen Pellets?
Die Pellets bestehen aus Pilzsubstart und sind Trägermaterial für Mikroorganismen, wie Phillippe Schläpfer, Mitgründer und CTO von Symactiv erklärt. «Das Pellet an sich hat einen gewissen Dünge-Effekt, aber die Mikrobiologie darauf ist das, was den Grossteil bewirkt.» Mit dieser vor allem aus funktionalen Pilzen bestehenden Mikrobiologie werden die Pellets «angeimpft». Das passiert nicht etwa in einer sterilen Laborumgebung. Stattdessen entsteht die Mikrobiologie auf dem Kompost, einem Trockensubstrat oder direkt in einer Kultur. Von dort wird sie abgespült und kommt dann auf die Pellets.
Pilze müssen Phillippe und Co. für das Trägermaterial – also das Pilzsubstrat – nicht extra züchten. Sie nutzen Abfallprodukte aus der Pilzproduktion für ihre Pellets. Ganz im Sinne der Kreislaufwirtschaft.
Jucker Farm ist nicht der einzige Landwirtschaftsbetreib, mit dem Symactiv zusammenarbeitet. Das 5-köpfige Team bewirtschaftet rund 30 Versuchsfelder im Forschungsprojekt mit der BRIDGE Stiftung, die in der ganzen Schweiz verteilt sind. Aktuell beschränken sich die Experimente primär auf Gemüsekulturen wie Zwiebeln, Salat, Lauch, Tomaten, Kartoffeln, Bohnen und Kürbisse. Phillippe sagt: «Wir versuchen immer eine 3-fach Wiederholung der gleichen Kultur zu machen. Darum haben wir auch so viele Betriebe involviert.»
30% mehr Zucchetti
Rund 4 Tonnen an Pellets wurden für die Versuche bereits gebraucht. Und die Ergebnisse aus den ausgewerteten Feldern sprechen für sich. Durchschnittlich stieg der Ertrag der Kulturen um 15%. Bei den Zucchetti schlugen die Pellets besonders gut an. Dort wurden knapp 30% mehr geerntet. Auch die Erträge beim Lauch übersteigen die durchschnittlichen 15%. Zudem ist das Wurzelwachstum der Pflanzen um rund die Hälfte gestiegen.
Die meisten Kulturen leben in Symbiose mit gewissen Bodenorganismen – meist mit Pilzen. «Je nachdem, wie gut die Symbiose zwischen der Mikrobiologie und den Wurzeln funktioniert, fallen die Ergebnisse unterschiedlich aus. Zucchetti und Lauch zählen zu den Kulturen, die eine starke Symbiose eingehen», erklärt der Symactiv-Co-Gründer die grossen Veränderungen bei den 2 Kulturen.
Die Pellets sind keineswegs den Landwirt*innen vorenthalten. Denn sie eignen sich auch für den Hausgarten. In einigen Garten Centern gibt es das Produkt bereits zu kaufen. Aktuell noch in kleinen Mengen für Privatpersonen. Aber Symactiv hat grosse Ziele. Bis 2026 sollen 500 Tonnen an Pellets entstehen und der Kundenstamm auf über 100 Unternehmen und Landwirtschaftsbetriebe wachsen.
Von der Masterarbeit zur Firmengründung
Die Geschichte von Symactiv begann an der ZHAW. Dort lernten sich die beiden Co-Gründer Phillippe und Louis am sogenannten «Talent Kick» kennen. Im Rahmen der Veranstaltung fanden sie ihr gemeinsames Ziel, die Böden zu regenerieren. Aus dem Plan wurde eine Masterarbeit und aus der Masterarbeit ein Unternehmen, das seit März 2025 besteht.
Im selben Jahr kam Symactiv auch auf den Juckerhof. Und hier werden die Versuchsfelder des Start-ups eine Weile bleiben. «Wir machen einen ganzen Fruchtfolgeablauf, damit wir auswerten können, wie sich unser Pellet über 4 Jahre auf Boden und Kulturen auswirkt», so Phillippe. Die ersten Zwiebeln vom Juckerhof hat er bereits geerntet, mit 10% mehr Ertrag. Und wir sind gespannt auf die weiteren Kulturen!
Jetzt dürft auch ihr ins Zwiebelfeld, denn was das Symactiv-Team nicht zur Auswertung benötigt, dürft ihr in unserer Wildkultur selber ernten - es hät solang's hät!
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