Zu Jucker Farm
Erdbeerlikör in Flasche
von Valérie

Erdbeerlikör Vol. 2

Hochprozentiges ist nichts Neues in unseren Hofläden. Auch der Erdbeerlikör war schon mal da. Irgendwann war er aber aus den Regalen verschwunden. Man war nicht ganz zufrieden mit dem Produkt. Die Farbe hielt sich nicht richtig, der Likör verlor sein knalliges Rot. Zum Geschmack gab es gemischte Rückmeldungen, dementsprechend mässig hatte er sich verkauft. Nun hat die HofManufaktur einen zweiten Anlauf genommen.

Einen guten Erdbeerlikör herzustellen, das ist nicht ganz einfach. Gerade weil die Hauptzutat Beeren sind. Die Zweitauflage wurde unter anderem dank dem Rezept der Mutter unseres rumänischen HofManufaktur-Mitarbeiters Dorel Wirklichkeit. Doch erst mal von vorne:

Drei Probleme, eine Lösung

Bei der Herstellung waren unsere Tüftler aus der HofManufaktur mit 3 Problemen konfrontiert:

Problem Nummer 1: Die Basis. Schnaps aus Erdbeeren machen ginge theoretisch. Aber die Preise dafür würden sich in Sphären bewegen, die wohl niemand mehr zu bezahlen bereit wäre. Also musste ein günstigerer «Basis-Schnaps» her. Wir versuchten es mit allen möglichen selbstgebrannten Schnäpsen. Der einzige, der ein bezahlbares Endprodukt ermöglicht hätte, wäre der Kernobst-Schnaps gewesen. Aber der war zu stark im Eigengeschmack. «Die Herausforderung bei den Erdbeeren ist es, die liebliche Note hervorzuheben und das Erdige abzudämpfen. Dieses Problem hatten wir schon beim Schaumwein», sagt Thomas Dietiker, Leiter der HofManufaktur auf dem Bächlihof. Schlussendlich wurde es ein Schweizer Kartoffel- und Getreideschnaps, der als Basis für den Likör diente.

Problem Nummer 2: Die Farbe. Die natürliche Farbe der Erdbeeren in einem Getränk geht eher in Richtung Braun. «Die meisten Erdbeerprodukte, wie zum Beispiel Joghurt oder Sirup werden mit Randenextrakt eingefärbt. Randen bauen wir aber nicht selber an, also haben wir ganz wenig Aronia-Saft genommen. Und das hat eine schöne Farbe gegeben. Wie lange sie sich hält, das müssen wir erst noch abwarten», erklärt Dietiker. Aronia-Saft hat eine tiefrote, fast schwarze Farbe. Deshalb brauche man nur ganz wenig davon. Der Saft kommt in der auch bei der Produktion anderer Säfte zum Einsatz.

Problem Nummer 3: Zu wenig Platz. Zur Herstellung von Likör müsste man die Früchte eigentlich über mehrere Wochen in mit Alkohol gefüllte Fässer einlegen. Wohin damit? Es wäre gar nicht gegangen, es fehlt an Lagerplatz.

Erdbeerlikör in Flasche

Auch online erhlätlich

Unser Likör ist auch online auf dem JuckerShop erhältlich und wird zuverlässig durch Farmy direkt vor die Haustür geliefert.

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«Wir hätten uns sicher 10 Versuche sparen können. Ein Profi weiss das, aber wir sind halt blutige Anfänger auf dem Schnapsgebiet.»

Thomas Dietiker, HofManufaktur-Leiter

Lösung: Erdbeersaft

Den Durchbruch schaffte das HofManufaktur-Team mit dem Erdbeersaft: «Der wird sowieso produziert. Während der Erdbeersaison werden überreife Beeren, die nicht mehr verkauft werden können, zu Erdbeersaft gepresst und pasteurisiert und sind dann ein Jahr lang haltbar. Das gibt uns theoretisch die Möglichkeit, das ganze Jahr über Erdbeerlikör zu produzieren», sagt Thomas Dietiker. Gepresst wird der Saft von Pascal Furer, der auch schon den Kürbissaft für unser Kürbis-Schorli presst. Er holt alles an Geschmack aus den Erdbeeren raus.

Saft, Alkohol, Zucker, Farbe…fertig

Das Rezept klingt so einfach, dass man gar nicht glaubt, dass das so schwierig sein konnte. Man mische nun den Erdbeersaft, den Alkohol, Zucker und ein Mü Aroniasaft für die Farbe, fülle das Gemisch in die Fläschchen ab und lasse das Ganze einige Wochen «reifen». Zägg – fättig.

Aber hier den optimalen Zeitpunkt zu erwischen, das war auch nicht so einfach, wie Thomas Dietiker erzählt: «Wir wären wesentlich früher am Ziel gewesen, wären Nik und ich etwas geduldiger gewesen. Wir wollten immer gleich am nächsten Tag nach dem Ansetzen schon probieren und natürlich war der Alkoholgeschmack immer viel zu stark. Irgendwann haben wir dann gemerkt, dass man den Likör einfach 4-5 Wochen stehen lassen muss. Wir hätten uns sicher 10 Versuche sparen können. Ein Profi weiss das, aber wir sind halt blutige Anfänger auf dem Schnapsgebiet», schmunzelt Thomas.

40% Erdbeeren

In der ersten Charge 2020 wurden vorerst 300 Flaschen Erdbeerlikör produziert. «Wenn sie gut ankommen, machen wir noch mehr», meint Thomas Dietiker. Pro Flasche à 2 dl sind ca. 8 cl Erdbeersaft drin. Rund 30 kg Erdbeeren bzw. 24 Liter Erdbeersaft wurden also gebraucht, um die Flaschen zu füllen.

Alk-Kunde für Dummies

So, und mir «Gwunderfitz» und «Alkohol-Banause» bleibt jetzt zum Schluss nur noch die Frage: Was ist denn eigentlich der Unterschied zwischen einem Schnaps und einem Likör, Thomas?

«Likör wird aus einer Mischung von Alkohol und Zucker hergestellt. Er muss sogar eine Mindestmenge an Zucker enthalten, sonst darf man ihn nicht Likör nennen. Schnaps hingegen enthält kein Zucker, sondern ist ein reines Destillat».

Ach so.

Valérie ist Vollblutautorin des FarmTickers und immer zur Stelle wenn's "brennt". Sie mag schöne Texte und offene Worte. (Zum Portrait).

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