Zu Jucker Farm
Juckerhof Direktzahlungen
von Valérie

Erhält Jucker Farm Direktzahlungen? – Teil 3

In Teil 1 sind wir in den Dschungel der «Direktzahlungen» eingestiegen und haben die Begrifflichkeiten geklärt. In Teil 2 ging es darum, warum Direktzahlungen oft kritisiert werden.

Im dritten und letzten Teil gehen wir nun darauf ein, warum Jucker Farm – nach fast 10 Jahren – wieder Direktzahlungen erhält.

Ich kann mich erinnern: Als ich vor 10 Jahren bei Jucker Farm angefangen habe, hatten sich die Jucker Brüder auf die Fahne geschrieben, ihren Betrieb so zu führen, dass er immer auch ohne staatliche Hilfe existieren kann. Damals hatte man sich gerade von den Direktzahlungen verabschiedet.

Doch nun ändert sich etwas. Seit 2020 bezieht die Jucker Farm AG nach einer fast 10-jährigen Pause wieder Direktzahlungen. Wie kommt es dazu?

Gastronomisch-landwirtschaftliche Wollmilchsau

«Aufgrund von unserer Überzeugung hatten wir den Betrieb anfangs der 2000-er Jahre konsequent auf den Markt und auf die Kundenbedürfnisse ausgerichtet und nicht darauf, möglichst viel Geld vom Staat zu kriegen», erklärt Martin Jucker. Was bedeutete, einen grossen Schwerpunkt in der Gastronomie und im Eventgeschäft zu setzen. Es folgten zahlreiche Investitionen im Ausbau von Infrastruktur: Küchen, Seminar- und Eventräume etc.

Das hatte zur Folge, dass man irgendwann die Bedingungen für den Erhalt von Direktzahlungen gar nicht mehr erfüllte. Konkret ging es um die Vorgabe, dass 2/3 des betrieblichen Vermögens (sog. «Aktiven») landwirtschaftlich sein mussten. Dies traf so nicht mehr zu. Der Anteil der Investitionen für gastronomische Zwecke war zu gross. Damit fiel die Berechtigung für Direktzahlungen weg und die Juckers wirtschafteten komplett eigenständig. Bis auf einzelne Zahlungen zur Förderung der Biodiversitätsflächen erhielt man kein Geld.

Diese Ausrichtung hatte auch eine positive Seite: Über die folgenden Jahre konnte der landwirtschaftliche Betriebszweig durch die Einnahmen in der Gastronomie diversifiziert und weiterentwickelt und neue Absatzkanäle etabliert werden.

Wieder mehr Landwirtschaft

Dank dieser Weiterentwicklung lag der Schwerpunkt gesamtbetrieblich gesehen wieder stärker auf der Landwirtschaft. Auf dem Spargelhof in Rafz und auf dem Römerhof in Kloten kamen in den vergangenen Jahren zusätzliche landwirtschaftliche Flächen dazu. Gleichzeitig konnten viele der damals getätigten Investitionen im Gastronomiebereich abgeschrieben werden.

2019 war dann die Bedingung der «Aktiven-Anteile» wieder erfüllt. Und man hatte sich dazu entschlossen, die Direktzahlungen wieder zu beantragen. «Ziel von Beat und mir war immer, ohne staatliche Hilfe existieren zu können. Es war nie das Ziel, keine zu erhalten», erklärt Martin Jucker. Denn die ganzen Auflagen in der Produktion gelte es ja ohnehin einzuhalten, egal ob man Geld kriegt oder nicht. Das ist immer auch mit Aufwand verbunden. Darum sei es nur fair, dass man das Geld kriege.

Konkret erhielt die Jucker Farm AG Ende 2020 über alle vier Standorte gerechnet rund 150'000 Franken an staatlichen Geldern, einschliesslich der Beiträge für Biodiversitätsförderflächen.

Betriebsumbau in Richtung Ökologie

Martin Jucker betont, dass sie dieses Geld nicht einfach für einen grosszügigen Jahresbonus einstreichen: «Wir investieren in den nächsten Jahren viel Geld in eine nachhaltigere Landwirtschaft», sagt Martin Jucker, «dabei geht es um die Förderung der Biodiversität, der Bodengesundheit, um nachhaltigen Anbau etc. Das ist alles nicht gratis und bringt keinen kurzfristigen Mehrertrag. Aber wir haben eine langfristige Vision. Da helfen die Gelder bei der Umsetzung.»

Er betont aber dennoch, dass der Betrieb nach wie vor mit oder ohne Direktzahlungen funktionieren müsse. Diese Maxime gelte noch immer: «Wir finanzieren uns über den Verkauf unserer Produkte und Dienstleistungen, nicht über das Geld vom Staat.»

Die Direktzahlungen sind so gesehen eine willkommene Entwicklungshilfe zugunsten einer noch nachhaltigeren Produktion. Und was wir in diese Richtung vorhaben, darüber werden wir bald berichten 😉.

Valérie ist Vollblutautorin des FarmTickers und immer zur Stelle wenn's "brennt". Sie mag schöne Texte und offene Worte. (Zum Portrait).

Beiträge von Valérie
2 Kommentare zu “Erhält Jucker Farm Direktzahlungen? – Teil 3”
    Emilio Mühlemann

    Wenn Jucker Farm im System der Direktzahlungen wieder bezugsberechtigt wurde, dann ist das doch voll ok. Es ist für die landwirtschaftlichen Flächen dasselbe, ob sie von drei Kleinbauern oder von einem Grossbetrieb bewirtschaftet werden, wichtig sind die Einhaltung der Kriterien. Und ob dieses System sinnvoll ist oder nicht, muss Jucker nicht alleine abwägen, da sind wir alle eingebunden in die Verantwortung. Auf jeden Fall wäre Neid fehl am Platz, im Gegenteil, in Anbetracht der transparenten Berichterstattung!

    Antworten
    Valérie Sauter

    Hallo Emilio. Schön, dass du das so siehst. Da gibt es sicher auch andere ;-).

    Antworten

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