Zu Jucker Farm
Die letzten Weidegänse
von Valérie

Die letzten Weidegänse

Im Sommer 2015 zogen bei uns auf dem Spargelhof die ersten Weidegänse ein. Ab dann haben sie Jahr für Jahr ihr Gänseleben draussen auf unseren Wiesen verbracht und wurden zum Martinstag und vor Weihnachten geschlachtet und als Gänsebraten verkauft.

7 Jahre lang hat das gut funktioniert und unsere Weidegänse wurden gerne gekauft. Nun müssen wir uns aber schweren Herzens von der Weidegänsehaltung verabschieden. Warum?

Teuer wäre noch teurer geworden

Die Gründe sind vielfältig. Ein wichtiger Grund war, dass sich in den letzten 2 Jahren immer weniger Leute eine Freiland-Weidegans leisten konnten oder wollten. «Die Zahlen im Verkauf waren stark rückläufig», sagt Benjamin Keil, Leiter des Spargelhofs in Rafz, wo die Gänse gehalten wurden, «generell waren die Weidegänse wegen des hohen personellen Aufwands ein ohnehin schon teures Produkt, bei dem wir für viele Kund*innen preislich ohnehin schon an der Schmerzgrenze lagen. Die gestiegenen Preise für die Produktion (Energie, Futter, Transport, Löhne und Jungtiere) hätten unsere Gänse noch teurer gemacht. Dann wären wohl noch weniger Leute bereit gewesen, diesen Preis zu bezahlen.

Weiterer Faktor: Weil der Spargelhof in den letzten Jahren immer mehr gewachsen ist, wurde der Lagerplatz für Maschinen und Produktionshilfsmittel immer knapper. Das wurde insbesondere im Herbst zunehmend zur Herausforderung. Über Nacht belegten die Gänse jeweils die ganze Scheune. Dieser Platz wird nun frei – wir können ihn gut gebrauchen.

Risikofaktor Vogelgrippe

Auch ein wichtiger Grund: Das Hin- und Her wegen der Vogelgrippe. Die Vogelgrippe scheint sich bei uns fest installiert zu haben. Wegen der anhaltenden Gefahr einer Ansteckung durch Wildvögel, muss man in der Geflügelhaltung zunehmend damit rechnen, dass die Tiere über längere Perioden drinnen gehalten werden müssen. Dafür sind wir aber nicht ausgerüstet, zudem widerspricht das unserer Philosophie.

Tiere sollen draussen gehalten werden können. Alles andere ist nicht natürlich. Aus diesem Grund haben wir uns letzten Herbst bereits dazu gezwungen gesehen, unsere Weidegänse vorzeitig zu schlachten. Eine erneute Grippewelle hätte stets wie ein Damoklesschwert über uns gehangen. Deshalb haben wir uns beschlossen, es einfach ganz sein zu lassen.

Ob wir in späteren Jahren wieder Gänse aufziehen, ist noch ungewiss. 2023 wird es sicher keine geben und der Spargelhof wird sich auf die Hauptkulturen wie Spargeln, Beeren, Kürbis und Gemüse fokussieren.

Ostergans auf Farmy.ch

Die letzten unserer Gänse gibt es mit einem Rabatt von 20, bzw. 25 % auf Farmy.ch. Zum Beispiel als Feiertagsbraten über Ostern. Und zwar nur noch bei Farmy. Den Verkauf über unsere Hofläden haben wir eingestellt. Stand heute sind noch gut 100 Gänse verfügbar – de Schnäller isch de Gschwinder!

FarmTicker Autorin Valerie Sauter Valérie Sauter

Valérie ist Vollblutautorin des FarmTickers und immer zur Stelle wenn's "brennt". Sie mag schöne Texte und offene Worte. (Zum Portrait).

Beiträge von Valérie
2 Kommentare zu “Die letzten Weidegänse”
    Peter

    Ja, das ist mal ne traurige Nachricht, vor allem weil ich die Mail heute erst bekommen habe und mir so keine der letzten Gänse sicher stellen konnte. Damit fällt Weihnacht dieses Jahr erstmal aus
    Liebe Grüsse
    Peter

    Antworten
    Valérie Sauter

    Lieber Peter, das tut uns sehr leid. Aber deswegen Weihnachten gleich ausfallen zu lassen, wär' doch schade. Bestimmt findest du eine gute Alternative. Schau doch mal hier rein: https://weidegans.ch/de/

    Antworten

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