Kürbiskunst aus Rafz
Auf dem Spargelhof in Rafz fand gestern zum ersten Mal das Kürbisschnitzen statt. Nachdem der Event letztes Jahr wegen Corona ausfiel, durfte er heuer wieder durchgeführt werden. Vier versierte Schnitzvirtuosen verwandelten je einen Riesenkürbis in erstaunliche Schnitzkunstwerke.
Was für die Zuschauer ein vergnüglich-interessantes Schauspiel war, war für die Schnitzer ein knallharter Wettbewerb. Zwischen 10 Uhr und 15:30 Uhr hatten sie Zeit, das Beste aus dem Kürbis herauszuholen. Alle widmeten sich dem diesjährigen Thema der Kürbisausstellung in Seegräben und Jona «Regenwald».
Auf Profiseite am Start waren Jeroen van de Vlag (CH), Andy Branca Masa (CH), Galina Faletra (DE) und Coco (DE). 2 von den beschnitzten Kürbissen stammten von der Schweizermeisterschaft im Kürbiswiegen. Und zwar der 4.- und 5.-platzierte Kürbisse von Simon Favre aus der Westschweiz (259.2 kg) und Patrick Thommen aus Jona (194,4 kg).
Das Chamäleon auf dem 1. Platz
Am Ende erschnitzte sich Coco den Sieg mit ihrem Chamäleon den ersten Platz. Auf Seiten der Zuschauer lieferte sie sich - zusammen mit dem zweitplatzierten Andy Branca Masa, der eine exotische Blume schnitzte – ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Die Jury hatte sich dann aber einstimmig für Cocos Chamäleon entschieden. «Das Ganze als Kunstwerk war einfach eine stimmige Einheit und doch fehlte es nicht an Details», lautete die Begründung. Zudem sei das Thema sehr aussagekräftig umgesetzt worden. Andy Branca Masa wandte eine ganz andere Technik an und konnte damit vor allem bei den Zuschauern punkten. Der Deutschen Galina Faletra reichte es mit einem sehr schön ausgearbeiteten und fein gestalteten Gepard für den 3. Platz. Jeroen van de Vlag erreichte mit seinem Menschen-Affen mit einer sehr nachdenklichen Aussage den vierten Platz.
Die vier Kürbisse werden morgen auf alle vier Höfe verteilt und können dort noch ca. 1 Woche bestaunt werden.
Weiter unten stellen wir alle vier Künstler*innen kurz vor.
Jeroen van de Vlag
Starten wir mit dem wohl erfahrensten Schnitzkünstler. Jeroen van de Vlag kommt – wie der Name schon vermuten lässt – aus den Niederlanden. Vor mehr als 15 Jahren kam er der Liebe wegen in die Schweiz. Ursprünglich hat er mal Ernährungskunde studiert, fand dann aber keinen Job und wurde kurzerhand Skulpturenkünstler. Eingestiegen war er mit Sandskulpturen, später kamen Eisskulpturen und dann eben Kürbis hinzu. Schon viele Jahre pflegen wir eine Zusammenarbeit mit Jeroen, da er für Firmen Workshops im Eisskulpturen-Schnitzen bei uns auf den Höfen betreute.
Vor 2 Jahren haben wir ihn hier auf FarmTicker schon einmal portraitiert.
Andy Branca Masa
Andy war 2017 das erste Mal bei uns auf dem Bächlihof als Schniztkünstler dabei und fiel von Anfang an auf, da sich seine Schnitzkunstwerke massgeblich von den anderen unterschieden. Während andere Schnitzer meist 3D-Skulpturen aus dem Kürbis erscheinen liessen, verzierte Andy seine Kürbisse mit filigranen Mustern, wie man sie aus Asien von der Gemüseschnitzkunst her kennt. Das ist kein Wunder, denn der gelernte Koch hat dieses Kunsthandwerk 2015 in Thailand gelernt und betreibt mit seiner Kürbis-Schnitzkunst erfolgreich den Instagram-Kanal «Andys Carving».
Galina Faletra
Auch Galina war schonmal hier. Und zwar am allerersten Schweizer Schnitzwettbewerb im Jahr 2016 auf dem Bächlihof. Jetzt, 6 Jahre später gab die Deutsche Zahntechnikerin aus Pforzheim DE ein Comeback. Doch dazwischen blieb sie nicht untätig, sondern schnitzte fleissig immer mal wieder an der Ludwigsburger Kürbisausstellung grosse Kürbisse. Auch sie ist berufsmässige Gemüse-Schnitzkünstlerin und ist Inhaberin der Schnitzfirma «Fruchtschmuck».
«Coco»
Coco war dieses Jahr zum ersten Mal als Schnitzkünstlerin hier in der Schweiz. Doch an der Deutschen Kürbisausstellung in Ludwigsburg war sie schon mehrere Jahre mit dabei. Cocos Leben ist Kunst. Wenn mal keine Kürbiskunst geschaffen werden will, macht sie einfach Strassenkunst – vorzugsweise malt sie Bilder unseres schönen Planeten auf Asphalt. Dass sie viel malt, erkannte man auch an ihrem Kürbis. Ihr Chamäleon überzeugte durch eine gut ausgearbeitete Hautstruktur.
Kunstwerke von Hobbyschnitzern
Wie jedes Jahr war das Spektakel besucht von unzähligen faszinierten Zuschauern, die auch selber Hand anlegen konnten. Zwar nicht an Riesenkürbissen, dafür an den etwas kleineren, dafür einfacher zu bearbeitenden Halloweenkürbissen.
Auch im «Laienwettbewerb» konnten ebenfalls schöne Preise und Hofladengutscheine gewonnen werden. Hier erstritt sich Katja Koch mit ihrer Harry-Potter-Fratze den ersten Platz. Die Geschwister Lena und Noah Krause schnitzten einen Kürbis mit ganz besonderen Augen und erreichten Platz 2. Den 3. Platz schaffte Timo Vonlanthen, der zwar zuvor noch nie in seinem Leben einen Kürbis geschnitzt hatte, aber durch seine Tätigkeit als 3D-Künstler einen gewissen Vorteil hatte.
Letzter Kürbisevent am 30. Oktober in Rafz
In 2 Wochen findet ebenfalls auf dem Spargelhof in Rafz der letzte Kürbisanlass dieser Saison statt: Am Sa, 30. Oktober werden die 3 Siegerkürbisse der Schweizer Meisterschaft im Kürbiswiegen vor Zuschauern fachgerecht zerlegt und ihr Fleisch an alle verteilt, die gerne Kürbis haben.
Auch künftige Hobbyzüchter haben hier die Chance, sich einen der wertvollen Kürbiskerne zur Aufzucht eines eigenen Riesenkürbisses zu ergattern. Vielleicht habt ihr Glück und die Züchter geben euch einen ihrer Kerne ab.
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