Zu Jucker Farm
Bergbauer im Stall
von Valérie

Ein fairer Milchpreis?

Der Milchpreis wurde wieder gesenkt. Gemäss einer Mitteilung des Schweizer Bauernverbands haben die Milchabnehmer ELSA-Migros und Emmi um 3 bzw. 0,4 Rp. gesenkt. Die Bauern sind in Aufruhr, denn die erneute Senkung sei diesmal komplett ungerechtfertigt. Begründet wird die Senkung seitens der beiden Milchabnehmer mit hohen Milcheinlieferungen. Der Bauernverband argumentiert jedoch, diese seien gar nicht hoch sondern tief, ebenso wie das Butterlager.

Generell klagen Milchbauern regelmässig über sinkende Milchpreise. Mit Milch lässt sich kaum mehr Geld verdienen, vor allem wenn man als Produzent tätig ist. Aktuell liegt der Milchrichtpreis für die so genannte «A-Milch» bei 68 Rp. pro Liter (IP-Lait.ch). Das ist der Preis, der der Bauer heute noch für einen Liter Milch kriegt. Für die so genannte «B-Milch» kriegt man nicht mal mehr 50 Rappen pro Liter. Nach diversen Abzügen kommt man noch nicht mehr auf diesen Preis. Das lohnt sich nicht mehr. «Beim Verkauf an eine Grossmolkerei wie die Emmi ist die Milchwirtschaft im Moment ein Verlustgeschäft», erläuterte beispielsweise Martin Pfister vom Birkenhof in Uster in einem Interview auf zueriost.ch im Juli 2016.

Was wäre fair?

Doch wie viel bräuchte der Bauer denn, um von der Milch leben zu können? Gemäss Berechnungen der Genossenschaft der Schweizer Milchproduzenten (SMP) läge ein angemessener Mindest-Milchpreis bei 75 Rappen pro Liter (fair.ch). Wie es auf der Website aber auch heisst, wird für über die Hälfte der produzierten Milchmenge weniger als dieser Mindestpreis bezahlt.

Kühe auf Alp

Bessere Aussichten? Zwei Kühe auf der Alp. Foto (wie auch das Titelbild): Margrit Abderhalden

Mann am Käse machen

Die Hoffnung stirbt zuletzt. Foto: Margrit Abderhalden.

Milchproduktion lohnt sich kaum mehr. Vor allem für kleine Betriebe. Das hat Ueli Jucker damals schon eingesehen und den Betrieb auf dem Juckerhof komplett auf Obstbau umgestellt.

Und bei Jucker Farm?

Doch wie heisst es so schön: Man soll erst vor der eigenen Haustüre kehren. Da die Jucker Farm AG die Milch nicht selber produziert, muss sie eingekauft werden. Dies tut sie bei der natürli zürioberland ag. Und die bezahlen ihren Bauern einiges mehr als der Richtpreis, nämlich 73 Rappen, wie Marc Heller, Geschäftsleiter der natürli ag erklärt: «Die Milch, die wir zu Trinkmilch verarbeiten ist Heumilch, d.h. die Kühe werden ohne Silo gefüttert und an die Haltung der Kühe werden hohe Auflagen gestellt (heumilch.ch). Für ihre natürliche und artgerechte Milchproduktion, erhalten die Bauernfamilien einen höheren Milchpreis, der aktuell bei 73 Rappen liegt.» Auch nach der erneuten Preissenkung der «Grossen» habe der Heumilch-Vorstand anlässlich der letzten Sitzung beschlossen, ihren Richtpreis unverändert bei 73 Rappen zu belassen.

Wenn er auch nicht ganz auf dem von Interessengruppen vorgeschlagenen Milchpreis von 75 Rappen landet: Es geht also auch anders.

Doch wie sieht es mit euch aus, liebe Leser:

Wie viel seid ihr bereit, für einen Liter Milch zu bezahlen?

Valérie ist Vollblutautorin des FarmTickers und immer zur Stelle wenn's "brennt". Sie mag schöne Texte und offene Worte. (Zum Portrait).

Beiträge von Valérie
6 Kommentare zu “Ein fairer Milchpreis?”
    Karin

    ich zahl 1.- oder auch 1.50, mich ärgert nur, dass bei teureren lebensmitteln die grosshändler abkassieren.
    transparenz ist mega wichtig. faire milch ist super!

    Antworten
    Valérie Sauter

    Liebe Karin, da sind wir ganz bei dir. Natürlich soll man sich nicht veräppeln lassen. Wenn man sicherstellen möchte, dass das Geld da ankommt, wo es einen Unterschied macht, kauft man möglichst direkt beim Produzenten ein. Das ist aber auch nicht immer so einfach, schon klar...

    Antworten
    R. von Felten

    Wenn immer möglich möchte ich einen fairen Preis bezahlen, denn ich schätze die Bauernarbeit sehr. Wir werden zu oft ungewollt zu Preis drückenden Mittätern und zu Nahrung Wegwerfenden mit dem Argument "die Konsumenten möchte das" gezwungen.

    Antworten
    Valérie Sauter

    Oh ja, da gebe ich Ihnen absolut Recht!

    Antworten
    Alexander Stuber

    Wenn wir für unser Hotel Milch direkt beim Biobauern in unserem Dorf beziehen, bezahlen wir dafür 1 Franken pro Liter, und dies gerne. Für die Alpbutter (nicht bio), direkt ins Haus geliefert, pro Kilogramm Fr.13.50. Dafür wissen unsere Gäste, was sie für ihr Geld kriegen und wo es herkommt!

    Antworten
    Valérie Sauter

    Das ist toll zu wissen! Schön, dass es noch weitere Unternehmer gibt, die darauf achten.

    Antworten

Weitere Berichte

von Nadine

Kürbisausstellung gekürzt

«Seegräben vom ‘Overtourism’ entlasten» lautet der Titel der heute veröffentlichten Medienmitteilung der…

Weiterlesen
Biodiversitaetsinitiative
von Valérie

Biodiversitätsinitiative – Ja oder Nein?

Die Natur ist unter Druck, wir sind immer mehr Menschen, die immer mehr Lebensmittel brauchen…

Weiterlesen
8 Schafe auf Hang am Grasen.
von Valérie

Ausgemääht. Vorerst.

Wir haben keine guten Nachrichten. Nach gut 3 Jahren Versuchsbetrieb mussten wir…

Weiterlesen
von Valérie

Hier ist Halteverbot

Alle Jahre wieder! Unser Lieblingsthema: der Anreiseverkehr zum Juckerhof in Seegräben. In schöner Regelmässigkeit häufen…

Weiterlesen
Verschuldung in der Landwirtschaft by sajad fi
von Valérie

Verschuldung in der Landwirtschaft

Die Verschuldung in der Landwirtschaft ist ein grosses Thema. Warum? Fangen wir von vorne an:…

Weiterlesen
Cashew - Klimaretter oder Bösewicht?
von Nadine

Der Cashewkern – Bösewicht oder Klimaretter?

Vegane Ernährung gilt als ökologisch sinnvoll. Doch was ist, wenn in den veganen Produkten Zutaten…

Weiterlesen
×