Zu Jucker Farm
Spargelhof Luftaufnahme
von Valérie

Spargelhof sucht Land

Es ist kein Geheimnis, dass auch in der Landwirtschaft freie Flächen ein knappes Gut sind.

Für viele Junglandwirte ist es schwierig geworden, an einen Hof und genügend Land zu kommen. Doch auch für bestehende Betriebe ist es ein ständiges Händeringen um neue Produktionsflächen. Auch für uns.

So ist es beispielsweise eine konstante Herausforderung, auf dem Juckerhof an neue Flächen zu kommen, um die immense Nachfrage nach Äpfeln aus eigener Produktion decken zu können. Vor einigen Jahren haben wir dazu bereits etwas geschrieben hier auf FarmTicker.ch (Endlich genügend Äpfel).

Landsuche für Spargelkulturen besonders schwierig

Noch viel herausfordernder ist die Situation aber auf dem Spargelhof in Rafz. Denn um verlässlich Spargeln produzieren zu können, müsste man nicht wie üblich einen 6-Jahres-Pachtvertrag, sondern gleich einen für zweimal 6 Jahre abschliessen können.

«Das ist so, weil Spargelanlagen nur schon 3 Jahre brauchen, bis sie in Vollertrag kommen», erklärt Benjamin Keil, Hofleiter des Spargelhofs in Rafz. Eine Spargelpflanze nach 6 Jahren bereits wieder aus dem Boden zu entfernen wäre wenig sinnvoll.

So ist man auf dem Spargelhof dauernd auf der Suche nach neuen Flächen. Denn die Nachfrage nach Schweizer Spargel wäre durchaus da. «Nur knapp 8% der in der Schweiz verkauften Spargeln stammen aus heimischer Produktion. Die Schweizer lieben eigentlich den lokalen Spargel. Und wer mal unseren Spargel gekauft hat, der möchte keinen anderen mehr», sagt Keil,

«Wir würden gern mehr produzieren, aber uns fehlen schlicht die Flächen.»

Benjamin Keil, Hofleiter Spargelhof

Bonus: Regenerative Bewirtschaftung

Dabei hätten Keil und sein Produktionsteam für Grundbesitzer einen Bonus im Ärmel, der seinesgleichen sucht: Seit einigen Jahren wird auf dem Spargelhof regenerativ und besonders nachhaltig gewirtschaftet.

Was heisst das genau?

Das heisst, man rückt konsequent den Boden in den Fokus und arbeitet aktiv daran, die Produktionsgrundlagen nicht nur zu erhalten, sondern gleichzeitig auch noch aufzuwerten. Grundsätzlich orientiert man sich an fünf Prinzipien: Möglichst grosse Biodiversität, möglichst geringe Störung des Bodens, dauerhafte Durchwurzelung, dauerhafte Bodenbedeckung und Integration von Tieren (da wo es Sinn macht).

Wie geschieht das?

Wie ein regeneratives Konzept umgesetzt wird, kann je nach Landwirtschaftsbetrieb ganz unterschiedlich aussehen. Der Spargelhof setzt auf den Einsatz von Terra Preta und Komposttee, konsequente Gründüngung und Bepflanzung zwischen Spargeldämmen, aktive Förderung der Biodiversität sowie massive Reduktion von Kunstdünger und synthetischen Pflanzenschutzmitteln.

Längerfristige Aufwertung des Bodens

«Generell kann man sicher sagen, dass potenzielle Verpächter damit rechnen können, dass die Qualität des Bodens durch eine Pacht von uns mindestens erhalten, wenn nicht sogar aufgewertet wird», sagt Beni Keil.

Konkret ergeben sich aus der regenerativen Bewirtschaftung nämlich folgende Vorteile:

  • Dadurch dass durch Gründüngungen und Zwischensaaten die Biodiversität gefördert wird, wird das Produktionssystem als Ganzes insgesamt sehr viel widerstandsfähiger. In den Produktionsflächen des Spargelhofs sind über 20 verschiedene Pflanzenarten anzutreffen.
  • Die dadurch erreichte dauerhaft Bepflanzung und Durchwurzelung des Bodens hat zudem den Effekt, dass die Nährstoffspeicherung und ein massiv verbessert wird.
  • Ausserdem führt das aktive und vielfältige Bodenleben dazu, dass der Boden viel mehr Wasser aufnehmen kann und Nährstoffe besser an den Zielort transportiert werden.
  • Durch Einsatz von Terra Preta kann eine massive Reduktion von Kunstdünger erreicht werden. Zudem kann der Boden deutlich mehr Nährstoffe und Feuchtigkeit speichern.
  • Der Einsatz von Komposttee als natürlicher Immunbooster für die Kulturpflanzen macht einen Grossteil der Pflanzenschutzmittel überflüssig.

Insbesondere bezüglich Bepflanzung zwischen den Spargeldämmen hat man sehr gute Erfahrungen gemacht: «Der Boden ist dadurch viel trag- und widerstandsfähiger geworden, insbesondere bei schwieriger Witterung», sagt Sven Studer, Experte für regenerative Landwirtschaft bei der Jucker Farm AG.

«Der Boden erhält durch die regenerative Bewirtschaftung bei uns sozusagen eine Wellnesskur.»

Durch den enormen Mehrwert, den der Spargelhof durch die regenerative Bewirtschaftung einem Landbesitzer*in bieten kann, erhofft sich Keil neue Möglichkeiten bei der Findung potenzieller Verpächter*innen.

Was wird gesucht?

Keil sucht nach Flächen im Umkreis von maximal 20 km um den Spargelhof herum. Also im Westen bis ca. Höhe Kaiserstuhl, im Süden ca. bis Kloten ZH, im Osten bis Region Ossingen. Idealerweise sollten die Flächen 2-5 Hektaren aufweisen, der Boden möglichst tiefgründig, bevorzugterweise leicht bis sandig und mit wenig (oder keinen) Steinen beschaffen sein. Zudem braucht es die Möglichkeit, das Land zu bewässern, da ohne Bewässerung kein Spargelanbau möglich ist. Für Spargelflächen liegt die Pachtdauer bei 2x6 Jahren, grundsätzlich ist aber auch Land für kürzere Pachtzeiten willkommen.

Bei Fragen oder Interesse für einen Pachtvertrag darf man sich jederzeit gerne an Hofleiter Benjamin Keil wenden: benjamin.keil@juckerfarm.ch oder +41 79 707 29 44.

Valérie war Vollblutautorin des FarmTickers (bis Juni 2024) und immer zur Stelle wenn's "brennt". Sie mag schöne Texte und offene Worte. (Zum Portrait).

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