Zu Jucker Farm
von Valérie

Warum der Spargel nicht immer gleich viel kostet

Wer im Frühling regelmässig in den Jucker’schen Hofläden einkauft, kann bei den Preisen schon mal stutzig werden. Kosteten die Spargeln jetzt nicht letzte Woche noch 2.- weniger pro Kilo? Und das waren doch die Erdbeeren, die letzte Saison für 4.- pro Schälchen zu haben waren…

Vorneweg: Euer Eindruck täuscht euch nicht! Es IST tatsächlich so, dass gewisse Produkte nicht immer zum gleichen Preis zu haben sind.

Wir erklären euch, warum:

Das liebe Wetter

Nicht alle Produkte wechseln ständig die Preise. Brot oder Confi aus der HofManufaktur kosten immer etwa gleichviel. Anders sieht das bei frischen Produkten aus. Produkte wie Spargeln oder Erdbeeren unterliegen viel stärkeren Schwankungen.

Warum ist das so?

Die Erträge dieser Kulturen unterliegen starken Schwankungen, denn sie sind wetterabhängig. Zudem sind die Produkte nicht lange haltbar. Gerade bei Spargeln und Erdbeeren herrscht temporär jeweils eine sehr hohe Nachfrage. Die Leute sind richtig «heiss» auf diese Produkte, da sie nur kurz verfügbar und generell sehr beliebt sind. Hier ein Gleichgewicht zu finden, ist eine diffizile Angelegenheit, denn man muss ja auch als Betrieb die eigenen Kosten decken können.

«Würde ich alle Spargeln zum Saisontiefpreis verkaufen, wären wir gar nicht kostendeckend»

Produktionsleiter, Spargelhof Rafz

Und die sind eben nicht immer gleich hoch. Denn bei früheren Spargelkulturen wird sehr viel Aufwand getrieben, damit sie ÜBERHAUPT so früh geerntet werden können. Man spannt Folien, erstellt Tunnels etc. Das muss alles mit in den Preis eingerechnet werden. «Würde ich alle Spargeln zum Saisontiefpreis verkaufen, wären wir gar nicht kostendeckend», erklärt unser Produktionsleiter.

1 statt 3 Kisten

Zudem kann nicht immer gleich «effizient» geerntet werden. «Bei kühlerem Wetter erntet ein Erntehelfer nur 1 statt 3 Kisten an derselben Stelle. Er muss aber trotzdem jeden Zentimeter abfahren. Und als anständiger Arbeitgeber bezahle ich ihn ja nicht nach Erntemenge, sondern nach Stunde. Also trage ich das Risiko für Ernteeinbussen und nicht meine Mitarbeiter. Und das wird dann halt zu einem Teil über den Verkaufspreis abgefedert», sagt er.

«Als anständiger Arbeitgeber bezahle ich meine Arbeiter nicht nach Erntemenge, sondern nach Stunde. Also trage ich das Risiko für Ernteeinbussen. Und das wird dann halt zu einem Teil über den Verkaufspreis abgefedert»

Produktionschef Spargelhof

Preislich attraktiver 2.Klass-Spargel

Die Preisschwankungen pro Kilo innerhalb der Saison betragen beim 1. Klass-Spargel bis knapp 30% oder 8 Franken. Bei 2.Klass-Spargel sogar bis zu 50%. Das kann den Kunden schon irritieren, ist aber auf die oben genannten Ursachen zurückzuführen.

Die grosse Schwankung beim 2.Klass-Spargel ist damit zu erklären, dass die Nachfrage nach 2.Klass-Spargel über den Gesamtmarkt klein ist. In den Hofläden wird er aufgrund des attraktiven Preises besser verkauft. Aber in Restaurants und im Grosshandel werden praktisch nur 1.Klass-Spargeln verlangt. Und die machen mengenmässig 2/3 des Absatzes aus. Das bringt Stabilität. Beim 2.Klass-Spargel ist es je nach produzierter Menge schwierig, ihn in grosser Menge unter die Leute zu bringen.

Wer also besonders viel Spargel für sein Geld erhalten möchte, hier der Geheimtipp: 2.Klass-Spargel direkt im Hofladen kaufen. Weil schmecken tut er genau gleich gut 😉.

Weiterer Artikel zum Thema: Warum ist Schweizer Spargel so teuer?

Valérie ist Vollblutautorin des FarmTickers und immer zur Stelle wenn's "brennt". Sie mag schöne Texte und offene Worte. (Zum Portrait).

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