Zu Jucker Farm
Getreide noch grün, im Feld
von Leslie

Getreide anbauen mit Blick in den Boden

Zwischen Juni und August ist in der Schweiz Getreideernte. 2023 bauten hiesige Landwirt*innen auf knapp 141’000 Hektaren Getreide an. Über die Hälfte der Anbaufläche (gerundet 80’300 Hektaren) wurden laut Agrarbericht 2024 für den Anbau von Brotgetreide verwendet. Dazu zählen Kulturen wie Weizen, Dinkel und Roggen. Auf der restlichen Fläche wuchs Futtergetreide. Zusätzlich zur nationalen Produktion importiert die Schweiz jährlich zig Tonnen an Korn - vor allem aus Deutschland, Österreich und Tschechien.

In der Schweiz gibt es primär 3 Arten, wie Getreide angebaut wird:

  • Bio-Anbau: Verzicht auf Pestizide und Kunstdünger
  • Anbau nach IP Suisse: Verzicht auf Pestizide, Einsatz von Kunstdünger
  • Anbau nach ökologischem Leistungsnachweis (ÖLN): Einsatz von Pestiziden und Kunstdünger

Wir bei Jucker Farm setzen auf den regenerativen Getreideanbau. Diese vierte Variante ist in der Schweiz allerdings noch nicht weit verbreitet. In der regenerativen Landwirtschaft steht der Boden im Zentrum. In ihm leben Milliarden von Mikroorganismen, die für das Wachstum von Pflanzen und deren Gesundheit unerlässlich sind. Je besser es dem Bodenmikrobiom (dem Verdauungstrakt des Bodens) geht, desto weniger Fremdeinwirkung wird mit der Zeit nötig, damit die Kulturen gedeihen.

Getreide als einfache regenerative Kultur

Grundsätzlich eignet sich Getreide sehr gut für den regenerativen Anbau, wie unser Experte in dem Bereich, Sven Studer, weiss. Denn es gibt wenig Schädlinge, die sich aufs Korn stürzen. Das Getreidehähnchen - ein Käfer, der an den Blättern knabbert - kommt in Europa zwar vor, lässt sich aber mit dem komplett natürlichen Komposttee schnell wieder vertreiben.

Getreide wird zwar erst im Sommer geerntet, man kann es aber bereits im Spätherbst/Winter säen.

Sven Studer ist unser Experte für regenerative Landwirtschaft.

Das Getreidehähnchen ist einer der wenigen Schädlinge, die gerne an Weizen und Co. kanbbern.

Getreide kann man bereits im Oktober oder November säen (sogenanntes Wintergetreide) und dann bis zur Ernte im Sommer des nächsten Jahres im Boden lassen. «Im Herbst ist der Unkrautdruck geringer. Viele unserer Problemunkräuter brauchen relativ hohe Temperaturen zum Wachsen», erklärt Sven. Spriessen doch einmal unerwünschte Pflanzen auf dem Feld, kommen Striegel oder Hacke zum Einsatz. Sie schaden weder dem Bodenleben, noch dem Weizen selbst.

Die Krux mit den «guten» Bio-Mitteln

Anders sieht es mit vielen Pestiziden und auch einigen Bio-Mitteln aus. Jedes Fungizid tötet beispielsweise auch wichtige Pilze im Boden. Das im Bio-Landbau zugelassene Insektizid Spinosad bezeichnet Sven als einen «Total-Killer». Es tötet alles, was davon getroffen wird - also auch die nützlichen Mikroorganismen. Auch komplett natürlich, aber nicht unproblematisch, ist Kupfer. Es wird gerne gegen Pilzbefall gespritzt. Das Kupfer reichert sich im Boden an und kann zu Wurzelschäden führen.

Zusätzlich zum Verzicht auf Pestizide arbeiten wir mit Untersaaten. Der grosse Vorteil dabei: Nach der Ernte liegt der Boden nicht brach, sondern ist bereits begrünt. Permanente Bodenbedeckung und ein gut durchwurzelter Boden zählen nämlich auch zu den 5 Prinzipien der regenerativen Landwirtschaft. Weiter sorgt die Untersaat für mehr Vielfalt auf dem Feld. «Wir dürfen einfach nicht mehr in Monokulturen anbauen. Erst wenn auf jedem Quadratmeter verschiedene Pflanzen wachsen, haben wir tatsächlich Biodiversität in der Landwirtschaft», sagt Sven.

Zwischen unserem Getreide (hier Hafer) wächst eine sogenannte Untersaat.

Wird Getreide in Monokulturen angebaut, schwindet die Biodiversität und die Böden werden ausgelaugt.

Der Anbau in Monokulturen führt dazu, dass die Böden ausgelaugt werden. Jede Kultur entzieht ihm gewisse Stoffe. Silizium, Bor und Schwefel waren früher reichlich vorhanden. Je länger, desto mehr werden sie zur Mangelware im Erdboden. Pflanzen, die auf solchen Böden wachsen, enthalten selbst auch weniger dieser Stoffe, was sich auf die Gesundheit der Konsument*innen auswirken kann.

Alles eine Preisfrage

Wenn Getreide eine einfache Kultur für den regenerativen Anbau ist und diese Anbauweise für Mensch und Umwelt gesund ist, warum machen es dann nicht alle so? «Es ist eine Preisfrage», sagt Sven. Eine Untersaatmischung beispielsweise kostet etwa 10% vom Gesamtertrag pro Hektare. Um sich auf diese Rechnung einzulassen, müssen Landwirt*innen den längerfristigen Mehrwert sehen und miteinrechnen. Hinzu kommt, dass solche Massnahmen nicht mit Direktzahlungen gefördert werden.

Getreide ist für Landwirt*innen im Anbau verglichen mit anderen Kulturen nicht wahnsinnig lukrativ. Gegessen wird in der Schweiz aber ziemlich viel davon. 2022 verzehrte die Bevölkerung durchschnittlich 70 kg pro Person (Reis miteingerechnet). Der Pro-Kopf-Konsum beim Brot betrug 18 kg. Das ist mehr als eine Scheibe pro Tag.

Worauf es beim Getreidekonsum ankommt, lest ihr bei unserem Content-Partner Soil to Soul.

Jucker Farm und Soil to Soul

Bei Jucker Farm betreiben wir Landwirtschaft, die dem Boden und damit auch den Menschen gut tut. Immer wieder experimentieren wir darum mit neuen Anbauweisen. Unser so angesammeltes Wissen teilen wir gerne. Deshalb freuen wir uns sehr über die Content-Partnerschaft mit Soil to Soul. Gemeinsam setzen wir uns für eine Landwirtschaft ein, die nicht nur den Boden respektiert, sondern auch die Menschen, die von ihm leben. 

Als Wissensplattform stellt Soil to Soul wertvolle Informationen für Konsument*innen, Produzent*innen und die Gastronomie rund um Bodengesundheit und Ernährung zur Verfügung, organisiert Events, vernetzt relevante Akteure und motiviert zum nachhaltigen Handeln. 

Jucker Farm und Soil to Soul verbindet die gemeinsame Vision: Ernährung beginnt im Boden – und gesunde Böden sind die Grundlage für gesunde Menschen.

Leslie haut gerne in die Tasten. Seit Juli 2024 macht sie das auch für den FarmTicker. Bevor sie den Weg auf den Bauernhof fand, berichtete sie über IT-Themen und Gadgets.

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