Bilanz Kürbisausstellung
Der Kürbis-Superman, Charlie Chaplin und Dracula stehen zwar immer noch auf dem Bächlihof Jona, aber Halloween, die Ausstellung in Seegräben und somit die Kürbishauptsaison, ist vorbei. Zeit für ein Fazit! Vor allem, weil dieses Jahr alles etwas anders war. Hier nochmals ein kurzer Recap:
Die Kürbisausstellung auf dem Juckerhof in Seegräben, dauerte nur 4 statt der üblichen 8 Wochen. Der Grund; das Dorf Seegräben soll vor den Emissionen des Overtourism geschützt werden. Neben der Limitierung wurde der Überlaufparkplatz im Aathal aufgelöst und die Buslinie 846, welche im September und Oktober regulär am Samstag und Sonntag zwischen Uster und Seegräben verkehrt, wurde auf Montag-Freitag ausgedehnt (auf Kosten von Jucker Farm). Ziel; den Verkehr im Dorf minimieren.
Infolgedessen hat Jucker Farm beschlossen, einen Eintritt für die Dauer der Kürbisausstellung einzuführen. Dieser sollte die Umsatzeinbussen sowie die zusätzlichen Kosten (z.B. für den Bus, die Eintrittskontrolle oder die Kommunikation) minimieren und im Idealfall decken (mehr zu den Hintergründen).
Grosses Kino!
Zuerst jedoch ein Fazit zur Ausstellung an sich, denn das «Grosse Kino» war wahrlich das; grosses Kino! Die Figuren sind extrem gut angekommen, wurden regelrecht gehypt auf Social Media. Das Gemüse Kürbis wird immer beliebter – sei es als Dekoration, in der Küche oder zum Schnitzen an Halloween. Wir würden uns fast soweit aus dem Fenster lehnen und sagen; es war die beste Ausstellung aller Zeiten!
Auch ist die Kürbisausstellung mittlerweile mehr als nur eine Ausstellung auf unseren Höfen hier in der Region. Besucher*innen strömen zu den Ausstellungen im Blühenden Barock in Ludwigsburg (DE), zu Pumpkimania in Brüssel (BE) und vielen weiteren Locations wie Chemnitz, Florenz oder Berlin. Entstanden ist die Kürbisausstellung aber auf dem Juckerhof in Seegräben und ist verantwortlich für den Erfolg des Landwirtschaftsbetriebs Jucker Farm.
Saisonaler Betrieb
Jucker Farm ist ein sehr saisonaler Betrieb. Die Monate September und Oktober – sprich während der Kürbisausstellung – sind überlebenswichtig. Denn dann wird genug Geld verdient, um die schwachen Wintermonate (November – April) zu überleben.
Und der Juckerhof ist der wichtigste – weil bekannteste – Standort und trägt 42% des Bruttogewinns der ganzen AG bei. Auf dem Hof in Seegräben beschäftigen wir 96 Mitarbeitende aus dem Bezirk Hinwil, 17 davon leben in der Gemeinde Seegräben. Ausserdem setzen wir auf regionales und faires Wirtschaften. Dank Kreislaufwirtschaft fliesst Geld zurück in die Region. Der Juckerhof ist also auch integraler Bestandteil von Seegräben und des lokalen Gewerbes.
Unser Ziel, als landwirtschaftlicher Betrieb ohne staatliche Hilfe zu überleben, gelingt nur, wenn wir wirtschaftlich und innovativ agieren können. Die Kürbisausstellung ist ein essenzielles Stück dieses Gesamtkonzepts. Daher war diese Saison eine Herausforderung für uns.
Können wir mit 4 Wochen überleben? Deckt der Eintritt die Kosten? Oder haben wir uns, wie einige in den Kommentarspalten oder Google Rezensionen behaupten «eine goldene Nase verdient»? Wie war die Saison für das Dorf? Haben die Massnahmen die gewünschte Erleichterung gebracht?
Massiv weniger Emissionen
Weniger Abfall, weniger Littering, weniger Verkehr, weniger Gehupe, weniger Reklamationen, weniger Wildparkieren… Durch die kürzere Dauer der Ausstellung, des Eintritts und des Verkehrskonzepts konnten die Emissionen für die Anwohnenden massiv gesenkt werden. Es gab nur noch 7 sogenannte Spitzentage und die totale Gästeanzahl am besucherreichsten Tag wurde um 35% reduziert im Vergleich zu 2021!
«Letztes Jahr haben wir nach einem Kürbissonntag vier 110 Liter Abfallsäcke gefüllt und sind mit vier Geschirrwagen los, um Teller und Tassen auf dem Hofgelände zu sammeln. Dieses Jahr waren es noch ein 60 Liter Abfallsack und ein Wagen.»
Reto Benker, Hofleiter Juckerhof
Weniger Verkehr dank Verlagerung auf den ÖV – das hat ebenfalls gut funktioniert. Ausserdem profitierten die Seegräbner*innen so 4 Wochen lang von einer täglichen Buslinie nach Uster. Das Konzept Phase rot hat sich wieder bewährt, führt jedoch zu Reklamationen und hohen Kosten (z.B. für die Verkehrskadett*innen).
Der Parkplatz in Seegräben (dessen Einnahmen an die Gemeinde Seegräben gehen) hatte deutlich weniger Einfahrten als letztes Jahr. Einerseits weil weniger Gäste kamen, andererseits weil viele das ÖV-Angebot nutzten. Aber die Zufahrtsregelung zum Parkplatz und die Bussenverteilung an der Rutschbergstrasse wegen dem Halteverbot werden nicht verstanden, was zusätzlich zu negativen Kommentaren führt (diese Kommentare schlagen bei uns zu Buche, z.B. bei den Google Rezensionen).
Kosten nicht gedeckt
Die Massnahmen führten also zu weniger Emissionen - wie geplant. Doch zu welchem Preis? Die Mehrausgaben und Umsatzeinbussen konnten schlussendlich nicht durch die Ticketeinnahmen gedeckt werden. Hofladen und Restaurant verbuchten im September und Oktober 35% weniger Umsatz als im Vorjahr.
In den Wochen vor und nach der eintrittspflichtigen Ausstellung verbuchte der Juckerhof starke Umsatzverluste – wegen fehlenden Gästen und entsprechend fehlender Konsumation. Während der Ausstellung konnte an wenigen guten Tagen ein Umsatzplus oder zumindest eine schwarze Null erarbeitet werden, dank gutem Wetter, viel Konsumation und vor allem den Ticketeinnahmen.
Ein Faktor ist auch das Wetter. Es war sicherlich nicht der beste Herbst, mit viel Regen, bedecktem Himmel… Die 4 Wochen lassen kaum Spielraum, schlechte Tage zu kompensieren.
Das sind die Fakten. Wie es nun weitergeht, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Das erste – sehr positive - Gespräch mit der Gemeinde Seegräben hat am 30. Oktober 2024 stattgefunden. Das nächste steht im Dezember an, nach der Gemeinderatssitzung, an der die Gemeiderät*innen den "Fall" Jucker diskutieren.
P.S. 2024 war übrigens auch ein schwieriges Kürbis-Anbaujahr. FarmTicker Autorin Leslie Haeny hat sich bei unserer Produktion umgehört:
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