Zu Jucker Farm
Restaurant Eingang zu Corona-Zeiten
von Valérie

Corona – das war’s?

Der Mai ist vorüber und – so scheint es – die erste Corona-Welle ebenfalls. Ob noch eine Welle folgt? Wir hoffen es nicht.

Während der letzten Wochen herrschte auf unseren Höfen Ausnahmezustand. Die Hofrestaurants waren für zwei Monate zu. Weder Firmenevents noch private Feiern konnten abgehalten werden, ja nicht mal Seminare konnten stattfinden.

Alle Mitarbeiter, die dem L-GAV unterstellt waren, wurden in Kurzarbeit geschickt. Nun sind die Hofrestaurants seit etwa zwei Wochen wieder offen, wenn auch noch nicht ganz so wie vorher.

Und weitere Lockerungen sind in Sicht – bald kehren wir fast zum Normalzustand zurück:

Doch was hat die Corona-Zeit mit uns als Firma gemacht? Wie ist es den Mitarbeitern der unterschiedlichen Bereiche gegangen? Und wie sieht es mit den finanziellen Konsequenzen aus?

Dafür habe ich mit den Vertretern unserer verschiedenen Bereiche geredet:

Hofläden haben profitiert

Unsere Hofläden in Rafz, Seegräben und Jona konnten durchgehend geöffnet bleiben. Auf dem Römerhof in Kloten haben wir den geplanten Umbau kurzerhand gestrichen und einen Pop-Up-Hofladen aus dem Boden gestampft.

Natürlich unterlag der Betrieb umfangreichen Schutzkonzepten. Dank des schönen Wetters konnten Aussenbereiche als zusätzliche Verkaufsfläche genutzt werden und unseren Kunden mehr Platz verschafft werden. Andreas Good, Fachberater für alle Hofläden bei Jucker Farm zieht eine positive Bilanz: «Die Hofläden liefen in dieser Zeit sehr gut. Wir konnten unsere Umsätze teilweise fast verdoppeln. Aber das reisst natürlich bei weitem nicht raus, was wir in den HofRestaurants in dieser Zeit verloren haben».

Natürlich war auch mehr Personal im Einsatz, um den Ansturm zu bewältigen. Good ist insgesamt sehr zufrieden: «Die Corona-Krise hat den Hofläden sicher einen Schub gegeben und uns einige neue Stammkunden beschert. Es war aber auch eine sehr intensive Zeit für das Hofladenpersonal. Die Umsetzung der Sicherheitsvorschriften war schon eine Herausforderung. Man musste richtiggehend Polizist spielen und die Leute immer wieder auf die Einhaltung der Abstände hinweisen, worauf nicht alle gleich entspannt reagiert haben. Gerade zu Beginn der Spargelsaison wurde immer wieder gedrängelt, weil jeder als erster die besten Spargeln ergattern wollte. Der Grossteil der Leute war zwar sehr entspannt, aber es gab einen kleineren Teil, der dafür sehr unentspannt unterwegs war. Ein Gast wünschte einer Mitarbeiterin sogar das Corona-Virus an den Hals. Das sind dann schon unschöne Momente», erzählt Good. Besonders krass war die Nachfrage nach Gemüse. Aber auch Mehl und Eier wurden viel gekauft.

Auch Produkte aus der HofManufaktur liefen "wie geschmiert", besonders die Suppenproduktion lief auf Hochtouren. Während andere in Kurzarbeit waren, hatte das Team von Thomas Dietiker rund um die Uhr zu tun. Das Thema der 8. Podcast Folge des FarmTalk.

Dass die Umsätze längerfristig so hoch bleiben, das sei eine Illusion. Man merke bereits jetzt, dass sie wieder abgenommen haben. Die Leute gehen wieder arbeiten und kaufen wieder im Grossverteiler ein. «Im Moment haben sich die Umsätze in den Hofläden auf einem schönen Niveau stabilisiert. Schauen wir mal wie es ist, wenn die Grenzen wieder aufgehen», sagt Good mit einem Augenzwinkern.

Zufriedenstellender Neustart der HofRestaurants

Während die Hofläden offen hatten, mussten die Hofrestaurants komplett schliessen. Einzelne Mitarbeiter konnten im neuen Pop-Up-Store in Kloten eingesetzt werden. «Effektiv gar nicht gearbeitet haben nur 3 Personen aus dem HofChuchi-Team. Die anderen wurden – teilweise auch in reduzierten Pensen - in die Hofläden verteilt, da die wirklich gut liefen. Seit das Hofrestaurant wieder offen hat, sind nur noch einige Mitarbeiter aus der Küche in Kurzarbeit», erklärt Reto Benker, der seit Anfang Jahr offizieller Juckerhof-Chef ist.

Die Restaurant-Betriebe auf dem Bächlihof in Jona und auf dem Juckerhof in Seegräben sind seit rund 2 Wochen wieder geöffnet, allerdings unter strengen Schutzmassnahmen.

Im Restaurant gibt es einen vordefinierten Laufkorridor, in dem die markierten 2-Meter-Abstände eingehalten werden müssen. Am Buffet wird von unseren Köchen geschöpft, anstatt von den Gästen selber. Die Tischabstände betragen mindestens 2 Meter. Es dürfen maximal 4 Gäste am Tisch sein, eine Ausnahme wird bei Familien mit ihren eigenen Kindern gemacht. An Wochenenden und Feiertagen steht zwecks Einlasskontrolle immer ein Mitarbeiter vor dem Eingang des Hofrestaurants. Zudem ist während der Öffnungszeiten immer eine Reinigungsfachkraft im Einsatz, die neuralgische Stellen wie Kreditkarten-Terminals, Türklinken etc. und WCs sowie Tische regelmässig reinigt. Auf dem Bächlihof in Jona ist die Situation noch etwas komplizierter, da sich das Hofrestaurant und der Hofladen im selben Raum befindet.

Aktuell ist ein eingeschränktes Angebot verfügbar. «Dieses wollen wir aber laufend weiter hochfahren, sobald wieder mehr Gäste kommen können. Bis und mit 5.6. sind viele Parkplätze in der Umgebung noch geschlossen», sagt Benker. Der Parkplatz in Seegräben ist aber bereits wieder offen und umfasst 106 Plätze. Neu gibt es einen schönen Fussweg mitten durch die Wiese zum Juckerhof. Immer mehr Gäste kommen aber ohnehin zu Fuss oder mit dem Velo auf den Juckerhof. Der geplante Wochenend-Busbetrieb ab Bahnhof Uster wird ab dem 13.6. anlaufen.

«Mit den Umsätzen sind wir der Situation entsprechend zufrieden. Man merkt schon, dass die Gäste noch eher verhalten sind und sich auch erst an die neue Situation gewöhnen müssen. Es hat noch nicht gleich viele Gäste wie letztes Jahr um diese Zeit. Mit dem bestehenden Ausbau könnten noch gut 10% mehr Leute kommen. Es werden aber täglich mehr. Und jene die hier sind, geniessen es sehr, viel Platz zu haben» sagt Benker.

(Fast) alles normal auf den Feldern

Nicht von Kurzarbeit betroffen waren unsere Mitarbeiter aus der Produktion. Auf dem Feld ging die Saison so richtig los (Wer erntet jetzt die Spargeln?). Glücklicherweise war es gelungen, innert nützlicher Frist genügend Erntehelfer zu rekrutieren (Diskussion um Spargelhelfer).

Die Corona-Krise hat den Arbeitsalltag nicht wie in anderen Bereichen dominiert. Trotzdem gab es Massnahmen. Primär habe man die Gruppen so eingeteilt, dass Leute aus dem gleichen Haushalt möglichst zusammengearbeitet haben. Das habe bei der Arbeit gut funktioniert. Das Verhalten der Erntehelfer in Freizeit könne man als Arbeitgeber jedoch kaum kontrollieren, sagt Sven Studer, der seit Anfang Jahr neuer Spargelhof-Chef ist. Im Büro habe man soweit als möglich den Personalaufwand heruntergefahren. «Es kam ab und an vor, dass bestellte Ware verzögert geliefert wurde oder Hilfsmaterial wie z.B. Etiketten vorzeitig ausgingen, wegen der hohen Nachfrage», sagt Studer.

Das war es, was man am deutlichsten gemerkt habe: Die sehr hohe Nachfrage nach Spargeln zum Saisonstart. Da der Spargelhof nur wenige Gastrobetriebe beliefert und sich vor allem auf den Handel und die Belieferung der eigenen Hofläden konzentriert, habe man die krass erhöhte Nachfrage besonders deutlich zu spüren bekommen. «Wir hatten eigentlich immer zu wenige Spargeln. Aber schlussendlich ernten wir sowieso einfach das was geht, auch wenn die Nachfrage kleiner ist. Hier gibt primär die Natur den Takt vor», sagt Studer.

Events und Seminare – Outdoor als Riesenvorteil

Am härtesten getroffen hat es mit Abstand die Abteilung Events und Seminare. Hier war von einem Tag auf den anderen alles komplett stillgelegt ohne Möglichkeit, den Ausfall zu kompensieren.

«Dieses Jahr wird sicher kein starkes Event-Jahr. Der Zug ist abgefahren», sagt Fiona Ege, die seit Anfang Jahr die Leitung des Jucker’schen Event-Teams innehat. Der Sommer wäre ein eventtechnisch wichtiger Monat, vor allem hätten diverse Hochzeiten stattgefunden. Während des Lockdowns waren sie halbtageweise im Büro anwesend, um Anfragen zu bearbeiten und die ganzen Verschiebungen mit Hochzeitskunden zu organisieren. «Wir konnten zum Glück für alle eine Lösung finden», sagt Ege.

Grosse Firmenanlässe, die im Sommer und Herbst stattfinden wurden praktisch durchgehend verschoben. Es gibt aber auch grosse Buchungen, die noch geblieben sind. Hier wird noch abgewartet. Ob die durchgeführt werden können, steht noch in den Sternen. «Wir hoffen jetzt darauf, dass möglichst viele Firmen ihr Weihnachtsessen bei uns abhalten. Glücklicherweise dürfen wir ab dem 6. Juni auch wieder unsere Seminarräume auch an grössere Gruppen vermieten», sagt Ege.

Und die Anfragesituation stimmt positiv: «Bisher sieht es gut aus. Wir haben schon wieder viele Anfragen für Weihnachtsessen 2020 und Hochzeiten nächstes Jahr. Und auch Seminaranfragen kommen wieder regelmässig rein. Wir haben hier als Outdoor-Location einen enormen Vorteil, da wir unseren Gästen viel Aussenfläche und frische Luft bieten können. Das gibt Platz um die Abstände besser einzuhalten. Wie die Anlässe unter Schutzmassnahmen genau aussehen werden, ist noch nicht ganz klar: «Hier warten wir noch die Vorgaben von GastroSuisse ab», sagt Ege. Trotz der guten Anfragesituation werden Ege und ihr Team wohl noch etwas in Kurzarbeit bleiben. Wie lange, sei schwierig abzuschätzen: «Die Umsetzung von Anlässen wird wohl erst ab August/September wieder anziehen.»

Mit einem blauen Auge davongekommen

Im Moment sieht es so aus, als wäre Jucker Farm vorerst mit einem blauen Auge davon gekommen. Wie die Bilanz in einem Jahr aussieht, hängt massgeblich davon ab, wie sich die Situation im Herbst entwickelt. Eine zweite Welle mitten in der Kürbissaison wäre wohl sehr schwer zu verkraften.

Valérie ist Vollblutautorin des FarmTickers und immer zur Stelle wenn's "brennt". Sie mag schöne Texte und offene Worte. (Zum Portrait).

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