
Stopfleber vs. Weidegans
Manch einer denkt bei der Gans vielleicht an den Weihnachtsbraten. Aber auch die «Foie gras», die klassische Gänse-Stopfleber kommt einem in den Sinn, wenn man an Gänsefleisch denkt. «Foie gras» - für die einen eine einzigartige Delikatesse, für die anderen ein tierquälerisches Unding.
Auch auf dem Spargelhof in Rafz werden Gänse gehalten - doch diese werden in keinster Weise gemästet, sondern leben auf der Wiese und essen genau so viel, wie sie möchten. Die Lebern dieser Gänse sind zwar separat erhältlich, doch diese haben mit einer klassischen Stopfleber etwa so viel zu tun, wie Äpfel mit Orangen.
Doch erst mal von vorne:
Was ist «Foie gras»?
Die gestopfte Leber (frz. «Foie gras») stammt von fünf oder sechs Monate alten Gänsen oder Enten und wird als Delikatesse genossen. 98 % der Stopflebern werden in Frankreich produziert, den restlichen europäischen Bedarf decken hauptsächlich Produktionsstätten in Ungarn oder Bulgarien.
Bei der Stopfmast wird den Gänsen oder Enten in den letzten 3 bis 4 Wochen ihres Lebens drei bis viermal pro Tag ein Futterbrei aus Mais und Fett in den Magen gepumpt - ob sie das wollen, oder nicht. Das Ziel: Eine Leber bringt statt der normalen 60-80 Gramm mindestens das Zehnfache auf die Waage und enthält zwischen 30 und 50 % Fett. Das, was der Mensch bei sich selber tunlichst zu vermeiden versucht, wird diesen Gänsen künstlich zugefügt.
Es soll jedoch auch so genannte «ungestopfte Lebern» geben. Da werden die Tiere durch die Steuerung der Umgebung zur erhöhten Kalorienaufnahme angeregt, ohne dass man sie an den Trichter hängt. Allerdings machen diese nur einen Bruchteil der verfügbaren Fettlebern aus.
200 Tonnen importiert
In der Schweiz ist die Produktion von Stopfprodukten wie «Foie gras» seit 1979 verboten. Der Verkauf der Stopflebern ist jedoch noch nicht verboten. Das hat zur Folge, dass jährlich immer noch rund 200 Tonnen «Foie gras» importiert werden (Quelle: wildbeimwild.com).
Eine etwas widersinnige Situation, die schon mehrfach geändert werden sollte. Der letzte Versuch eines Importverbots ist 2017 im Ständerat gescheitert. Aktuell läuft ein zweiter Anlauf in Form einer Volksinitiative, angestossen durch die «Alliance Animale Suisse» sowie ein Vorstoss der SVP-Nationalrätin Barbara Keller-Inheldner (SG). Auch dieser Vorstoss möchte den Import von Produkten aus tierquälerischer Produktion verbieten.
Gänse im Freiland
Gans heisst aber nicht automatisch Stopfleber. Viele Leute geniessen einen Gänsebraten einfach zum Weihnachtsfest. Doch sie sind zunehmend interessiert daran, dass Gänse unter artgerechten Bedingungen gehalten wurden. So hat sich in den letzten Jahren die Weideganshaltung in der Schweiz etabliert.
Spätestens ab der 8. Lebenswoche dürfen die Gänse täglich auf die Weide und ernähren sich vorwiegend von Gras. Sie essen genau so viel wie sie möchten und sind den ganzen Tag draussen an der frischen Luft. Einzig in den ersten und letzten Lebenswochen wird die Nahrung mit etwas Kraftfutter ergänzt.
Auch auf dem Spargelhof in Rafz werden heuer 500 Gänse gehalten. Nach der Schlachtung werden sie als ganze Gänse gefroren oder - frisch verarbeitet von der Metzgerei Eichenberger - verkauft. Die Innereien werden - sofern gewünscht - mitgeliefert oder auch separat gekauft. «Fast alle Kunden, die eine Gans kaufen, nehmen die Innereien mit dazu. Wo dies nicht der Fall ist, werden die Lebern separat verkauft im Hofladen des Spargelhofs», erklärt Walter Pfister, der für die Gänse auf dem Spargelhof zuständig ist (hier Weidegans bestellen).
Von Stopflebern hält Walter Pfister wenig bis gar nichts: «Alles was nicht natürlich gewachsen ist, ist mir zuwider. Das entspricht nicht unserer Philosophie. Es ist aber ein grosses Unding, dass die Produktion in der Schweiz zwar verboten ist, Stopflebern dann aber massenhaft importiert werden können - das ist inkonsequent von der Politik.»
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