
Sommergemüse Ahoi!
Als ich letzte Woche in Rafz auf dem Spargelhof eintraf, reicht mir Robert Courth, unser Produktionsleiter, als erstes zwei Stücke Kürbis. Kürbis. Im Juli. Das ist kein Scherz, sondern Robert’s voller Ernst. Und es sind keine Grillkürbisse, die seit letzter Woche in den Hofläden sowie bei Coop (als Betty Bossi BBQ-Kürbis) erhältlich sind und bewusst besonders früh reif sind. Was ich in der Hand halte ist ein Pâtisson- und ein Spaghettikürbis.
Frühe Kürbiszeit
Keine der Sorten, weder der Spaghettikürbis noch der Pâtisson, sind schon vollreif. Ich soll reinbeissen, meint Robert, denn man könne sie in diesem Stadium roh geniessen. Die Schale ist noch nicht so hart wie bei einem reifen Kürbis, das Fruchtfleisch hat eine ähnliche Konsistenz wie Zucchetti, geschmacklich ist der Kürbis aber lieblicher. Ganz gut ist mein Befund! Doch warum ernten wir die Kürbisse unreif?
«Von diesen beide Sorten haben wir relativ viele. Man muss sie sowieso ausdünnen, sonst werden alle Kürbisse an einer Ranke zu klein. Anstatt einen Teil unterzumulchen, ernten wir jetzt die noch etwas Unreifen und versuchen sie als Sommergemüse an die Kunden zu bringen,» erklärt Robert Courth. Ein spannender Ansatz. Die «unreifen» Kürbisse können als Snack roh gegessen werden – zum Beispiel mit einem Knoblidipp– oder man schmeisst sie wie den Grillkürbis auf den Rost.
Aber Achtung: Ausgereifte Kürbisse sind teilweise über Monate haltbar, das gilt für die unreifen nicht!
Zucchetti en masse
Wer schon einmal selber im Garten Zucchetti angepflanzt hat weiss, wie schnell und stark diese Pflanze wächst. So auch bei uns auf den Feldern. Man könnte fast von einer kleine Zucchetti-Schwemme sprechen. Deshalb haben Robert und sein Team beschlossen, Zucchettiblüten zu ernten.
«Die Zucchetti darf nur ca. 5cm lang sein, wenn man die Blüte ernten will. Wird die Zucchetti grösser, fällt die Blüte ab,» erklärt Robert. Man muss sich also entscheiden; Zucchetti oder Zucchettiblüte. Da wir so viel haben dieses Jahr, reicht es für beides. «Am besten erntet man am Morgen früh, wenn die Blüte noch offen ist. Sieht schöner aus und der Blütenstempel lässt sich gut entfernen.»
Wie wir im Zucchetti-Saison-Lexikon-Artikel bereits erläutert haben, sind Zucchetti mit Kürbissen verwandt. Das sieht man auf dem Feld auch ganz klar. Denn die Pflanzen sehen zum Verwechseln ähnlich aus. Und auch Kürbisse bilden Blüten. Warum ernten wir diese nicht? Sind sie nicht essbar? «Doch, essbar wären sie, aber es macht für uns keinen Sinn, Kürbisblüten zu ernten,» meint Robert. «Wir brauchen im Herbst für die Hofläden, den Detailhandel und die Kürbisausstellung so viele Kürbisse, da machen wir uns keinen Gefallen, wenn wir nur die Blüten ernten.»
Erdkulturen statt Hors Sol
Gleich neben dem Spargelhof steht ein grosses weisses Tunnel. Dieses ist nicht etwa beheizt, aber es schützt die Kulturen vor der Witterung und es wird automatisch warm im Sommer. Dort wachsen Tomaten, Gurken und Chilis. Und zwar in der Erde. Das ist nicht selbstverständlich.
Der Anteil an «Hors Sol» Kulturen ist nämlich auch in der Schweiz sehr hoch. Was bedeutet das? Beispielsweise Tomaten wachsen dabei nicht in der Erde, sondern in einer Nährlösung. Nährstoffe werden künstlich mittels eines Schlauchsystems beigefügt. Jucker Tomaten, Gurken und Chilis wachsen in Rafzer Erde. Mit einem Schlauch werden sie punktgenau bewässert und gedüngt.
Im Tunnel werden ausserdem keine künstlichen Pflanzenschutzmittel ausgebracht. «Wir arbeiten aktuell mit Nützlingen wie Schlupfwespen,» sagt Robert Courth.
Pasta aus Rafzer Hartweizen
In Rafz wächst diverses Getreide. Neben Weizen, Gerste und Hafer, das z.B. für das HofMüesli verwendet wird, auch Hartweizen. Daraus stellt die HofManufaktur in Jona diverse Teigwaren her (Kürbis-Fusilli, Ravioli, etc.). Die meisten Teigwaren, die man im Laden kaufen kann, werden mit Hartweizen aus Europa und der USA hergestellt. Wir sind ziemlich stolz, Teigwaren aus 100% Rafzer Getreide herstellen zu können!
In ca. einer Woche wird das Getreide geerntet. Das macht ein Lohnunternehmen für uns, da wir die entsprechenden Maschinen nicht besitzen. Darüber haben wir bereits einen Bericht geschrieben. Die Mitarbeitenden aus Manufaktur und Bäckerei sind froh, dass bald Getreidenachschub kommt. Denn während der Corona-Zeit rissen uns die Kunden Mehl, Brot und Pasta förmlich aus den Regalen.
Sonst noch was?
Fast vergessen… Natürlich gedeihen aktuell in Rafz auch die Beeren! Die Kirschensaison ist bald vorbei, dafür gibt es zuhauf saftige Erdbeeren, Heidelbeeren und Himbeeren! Und die Melonen sind auch bald reif, sowohl die Wassermelonen wie auch die Charentais.
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